Ohne Worte – we are the champions … !!

… so hallte es gestern zurecht mehrfach sowohl aus den Außenlautsprechern als auch den Kehlen der mitgrölenden mitsingenden Spielern unserer 1. Mannschaft aus dem Biergarten unseres Spiellokals, der Klostergartenlaube in Lauffen, wo man mit gut gefüllten Gläsern mit vom Vorstand gespendeter Puffbrause gespendetem Sekt auf den kaum noch für möglich gehaltenen, aber dann doch etwas überraschend nach einem atemberaubenden Herzschlagfinale doch noch erreichten Aufstieg von der Landes- in die Verbandsliga anstieß! Dies war jedoch nur möglich, da uns an diesem wunderschönen Tag die Sonne nicht nur auf den Kopf, sondern auch – sorry – so richtig fett aus dem Hintern schien!

So ging es für uns bereits vor dem Start der Partie richtig gut los! So wurde uns schon zu diesem Zeitpunkt der Siegerpokal für den Gewinn des Vierermannschaftspokals Bezirk Unterland im vergangenen Jahr feierlich im Rahmen der Gesamtabschlußveranstaltung in Ottmarsheim auf der Tribüne überreicht, weshalb wir auch alle pünktlich bis fünf von neun anwesend waren, da es sich der Spielleiter laut Vorankündigung vorbehalten wollte, diese Siegerehrung nicht durchzuführen,sofern dies nicht der Fall gewesen wäre, und so hielt ich um ca. 9:20 Uhr den Pokal in Händen und beschloss, ihn neben mir ans 1. Brett zu stellen, auf daß er für uns alle ein Talisman und ein Zeichen der Sieger sein möge! Als weiteres gutes Zeichen nahm ich zur Notiz, daß die mit uns um einen hypothetischen Aufstieg konkurrierenden Heilbronner Schachfreunde ein (das 1.) Brett freilassen mußten, da sie an diesem Tag nicht mehr als sieben Spieler zur Verfügung stehen hatten, und wir somit quasi bereits den einen Brettpunkt Rückstand auf sie vor Rundenbeginn halben aufgeholt hatten! Und da die Heilbronner mit Neckarsulm wie auch wir in Form des bereits abgestiegenen Tabellenletzten SF HN-Biberach 1978 1 nicht den allerstärksten Gegner hatten, schien zwar ein Sieg für beide Mannschaften recht sicher, die Frage war jedoch, in welcher Höhe jeweils!? Da unsere Gegner gleich mehrfach bereits nach wenigen Zügen den Selbstzerstörungsknopf betätigten, konnten wir nicht nur innerhalb recht kurzer Zeit unser Brettpunktekonto ordentlich aufstocken, sondern hatten den Mannschaftskampf nach 2-3 Stunden beim Zwischenstand von 5:0 (!!) bereits gewonnen, und hätte Wolfgang Sattlers Gegner die Partie nicht noch sinnlos weiter verschleppt (mit Turm für Dame und Bauer), weil es bereits zu diesem Zeitpunkt 6:0 gestanden!! Ganz schnell (sowohl züge- als auch spieldauermäßig) ging es jedenfalls bei BMW (dessen Gegner ursprünglich eigentlich gar nicht spielen wollte, daher auch als Schiedsrichter eingeteilt war, und sich dieser Aufgabe dann immerhin recht bald mit voller Aufmerksamkeit widmen konnte :-)) und Bruno, s. nachfolgende Diagramme:

Geilfuß - Werner-140413

 Geilfuß – Werner nach 8. … cd:

Geigle - Offergeld-140413

 Geigle – Offergeld, 1-0 nach 11.Se4:

Auch in meiner Partie ging es recht zügig, zumindest, was die Anzahl der Züge anging, und daß, obwohl (oder gerade weil !?) ich eine etwas eigenwillige Eröffnung gewählt hatte …

Zeyer - Schnepp-140413

Zeyer – Schnepp, nach 2. … Sa6

10 Züge später war es bereits vorbei!

Holger gelang es dann, mit einer kleinen, netten Kombination die gegnerische Stellung zum Einsturz zu bringen, und auch Axel konnte seinen Gegner mit einer gefälligen Mattkombination überwinden.

Da meine Partie ja gerade einmal 2 h gedauert hatte, hatte ich im Anschluß genügend Zeit, immer wieder einen Blick auf den für uns voraussichtlich entscheidenden Mannschaftskampf zwischen Marbach 1 und dem Tabellenvorletzten Erdmannhausen 2 zu werfen. Und hier lief es für Marbach, die Jahr vorangegangenen Begegnungen des Ressort keine davon verloren hatten und denen ein 4:4 reichen würde, keineswegs so glatt wie wohl von ihnen selbst erhofft! So konnte z.B. Bernhard Lach am Spitzenbrett keine ausreichende Kompensation für das erbrachte Bauernopfer in einer bekannten, korrekten Gambitvariante nachweisen, und geriet auch auf der Uhr immer weiter unter Druck, bis er die Partie dann letztlich auch tatsächlich verlor!

Marbach-Erdmannhausen 2

Die Begegnung Marbach-Erdmannhausen – im Vordergrund Hüttig – Lach

Auch zwei rasche Unentschieden konnten die Erdmannhäusener auf der Habenseite verbuchen. Andererseits standen sie jedoch in einigen Partien sehr kritisch, und selbst die eigentlich glasklar gewonnene Stellung (mit Mehrdame für Läufer!) ihrer Nachwuchsspielerin schien noch einige dieser kritischen Momente in sich zu bergen … . Ich rechnete zu diesem Zeitpunkt jedenfalls mit dem für uns am grausamsten aller Ergebnisse, nämlich genau einem 4:4!

Da ich aber am Geschehen ja eh nichts ändern konnte und die Spannung kaum mehr aushielt, hielt ich mich ein Weilchen im Vorraum der Halle auf … .

Als ich wieder ein Blick auf die Begegnungen warf, hatte Heilbronn 4Heilbronn-Neckarsulm

zwischenzeitlich ihre Begegnung mit 5,5:2,5 gewonnen als auch Wolfgang seine Partie zum 6:0-Zwischenstand für uns, während ich kaum glauben konnte, was sich zwischenzeitlich in der Begegnung zwischen Marbach und Erdmannhausen so alles getan hatte – denn es stand inzwischen 4:3 für Erdmannhausen, und es war klar, daß die letzte noch laufende Partie für sie bei einem Turmendspiel mit zwei gegen einen Bauern nicht verloren gehen konnte und Marbach diese Begegnung somit verlieren würde! Irgendwie tragisch (!?) war für die Marbacher natürlich auch die Tatsache, daß die Partie gegen die Erdmannhäusener Nachwuchsspielerin irgendwann einmal wohl remis war, ihr Marbacher Gegner sich damit aber nicht zufrieden geben wollte (obwohl er ja heilfroh darum hätte sein müssen und es das benötigte 4:4-Unentschieden gebracht hätte), daher weiterspielte und schlußendlich verlor … .

Das bedeutete nun: gingen die in unserer Begegnung noch laufenden beiden Begegnungen verloren, würde auf einmal Heilbronn aufsteigen! Würden wir dagegen einen halben Punkt erzielen, so würde es einen Stichkampf gegen Heilbronn geben! Bei einem oder mehr Punkten würden wir dagegen „sicher“ aufgestiegen … . Nun, nachdem Frank zwischenzeitlich recht aussichtsreich gestanden hatte, mußte er nun auf einmal aufpassen, das entstandene Turmendspiel mit einem Minusbauern nicht noch zu verlieren. An einer Stelle bot sich ihm dann auch eine „gute“ Gelegenheit dazu, und er war eigener Aussage zufolge auch schon drauf und dran, diese zu „nutzen“, sah dann glücklicherweise aber doch davon ab und konnte die Partie zuletzt klar Remis gestalten, wodurch der Stichkampf bereits gesichert war. Aber wer hatte nach diesem Saisonverlauf schon noch Lust auf einen Stichkampf … ?! Ich für meinen Fall jedenfalls ganz sicher nicht!

Somit hing also auf einmal nach über 5 Stunden die gesamte Saison von der letzten noch laufenden Begegnung in unserem Mannschaftskampf ab … (im Parallelkampf zwischen Ingersheim und Ludwigsburg lief auch noch eine Partie, die sogar noch länger dauerte).

Lauffen-Heilbronn-Biberach-2

Und diese Partie sollte unsere Nerven doch noch außerordentlich strapazieren – so hatte Thomas anfangs noch (so vom 10.-35. Zug herum) wie der sichere Sieger ausgesehen, nicht zuletzt, weil sein Gegner im Gegensatz zu ihm in große Zeitnot kam, in dieser dann aber völlig enthemmt spielte und Thomas von nicht unerhebliche Probleme stellen konnte. Nichtsdestotrotz war Thomas in kritischer Stellung schon auf dem besten Wege, eine Zugwiederholung und somit das Remis zu erzwingen, zu welchem ihm laut Mannschaftsführer Bruno auch geraten wurde (wozu die Meinungen hinterher allerdings auseinander gingen …).

Heinl - Holzinger-140413

Stellung nach mehrmaliger Zugwiederholung mittels Kf6 Te6+ Kf5 Te8=

Thomas betrachtete sich die Stellung jedoch nochmal etwas genauer, und entschloß sich dann, doch tatsächlich noch weiterzuspielen (er fuhr mit dem auch von mir ernsthaft in Betracht gezogenen, hochinteressanten und korrekten (!) Sd3 fort, was aber theoretisch auch bloß remis ist …)! Nachdem sein Gegner sich nun möglicherweise zunächst auf der Höhe des Geschehens zeigte, geriet Thomas in ernstzunehmende Verlustgefahr, schien die Stellung jedoch trotz des Verlustes einer Figur mit König plus Turm plus 3 Bauern gegen König plus Turm plus Läufer plus 2 Bauern dank eines starken Freibauern doch noch remis halten zu können. Nachdem es ihm jedoch „gelang“, genau diesen starken Remisfreibauern nahezu kompensationslos einzustellen,

Heinl - Holzinger-140413-3Hier „fand“ Weiß Ta5?? und stand nach Le2 auf Verlust – stattdessen hätte Te6+ oder c7 eine Remisstellung ergeben – und nach dem decken von g4 mittels Ta4 folgte Lb5, und weg war der c-Bauer …

war die Stellung für ihn klar verloren, und ich verließ total frustriert die Halle und begab mich wieder in den Vorraum. Etwar 10 Minuten später kam dann jemand vorbei und fabulierte etwas von “ … er operiert mit Remistricks mit dem falschen Randbauern …“ oder so etwas in der Art, wovon ich allerdings nichts mehr wissen wollte!

Lauffen-Heilbronn-Biberach-3

Die spannende Schlußphase – Schwarz hat noch fast 17 min auf der Uhr und spielt gleich 59. … Lb5

Als dann der Schiedsrichter dieser Veranstaltung zu mir kam und meinte, die Partie wäre Remis ausgegangen und er mir zum Aufstieg gratulierte, war ich doch recht perplex! Da ich es nicht so recht glauben konnte, überzeugte ich mich lieber selbst davon, daß dies tatsächlich so war, und ja, wir hatten es tatsächlich geschafft – wir waren nach 10 Jahren wieder einmal in die Verbandsliga aufgestiegen!!

Bruno erzählte inzwischen, daß man auf dem Bezirkstag tags zuvor den Wert einer solchen Abschlußveranstaltung angezweifelt hatte, nicht zuletzt, da ja bereits alles entschieden wäre und daher keine Spannung mehr aufkommen könne … . Nach dem Geschehenen hoffe ich, daß die Funktionäre, die so gedacht haben, eines Besseren belehrt sind und die Tradition dieser Abschlussveranstaltung, welche ja auch viele Treffen mit alten Bekannten ermöglicht, aufrechterhalten wird!

Nachfolgend noch einige weitere Impressionen:

Ingersheim-Ludwigsburg

3

Zum Schluss noch die Abschlusstabelle:

LL

9 Gedanken zu „Ohne Worte – we are the champions … !!“

  1. Gratulation!
    Mathematisch ist viel möglich! Diesmal hatten wir halt das Extreme erlebt sowohl mathematisch als auch Spielerisch. Spannender hätte kein Drehbuchautor dies schreiben können.
    Eine Bitte an die Sieger: nächstes Jahr soooooooooooo ein Krimi nicht wiederholen (nur das Ergebnis)

  2. Den letzten Sonntag werden wir so schnell nicht mehr vergessen!
    Endlich mal wieder Verbandsliga spielen….! 🙂

  3. Glückwunsch auch von meiner Seite! Als einziges ungeschlagenes Team in einer starken Liga habt ihr euch das redlich verdient. Weiter so.

  4. Da kann ich mich nur anschliessen: grosse Freude über den nicht mehr erwarteten Aufstieg! Doch die Abschlussveranstaltung werde ich nächstes Jahr vermissen, das war die letzten beiden Jahre ein echtes Glanzlicht!

  5. Wieso vermissen!? Wir können dann doch evtl. einen Ausflug dorthin machen (natürlich gesetzt den Fall, daß – wie dieses Jahr – nicht gleichzeitig die Verbandsliga Spieltag hat) – und uns das Geschehen dann ganz entspannt ansehen … 🙂

  6. Glückwunsch auch von meiner Seite. Dass die Runde erst um 9.20 Uhr losging, finde ich auch sehr bitter. Da wurde sich einfach nicht an Abmachungen gehalten. Ich hätte euch den Pokal schon vor 9 Uhr übergeben, aber man wollte zuerst von Seiten Besigheims die Schachfreunde begrüßen, ehe ich die Siegerehrung durchführen durfte.
    Zum Bezirkstag und zur Diskussion, die zentrale Schlussrunde zukünftig bleiben zu lassen, kann ich euch sagen, dass der Vorschlag haltlos war. Einer hat sich dafür stark gemacht, weil die Vereine grob 500 km nach Ottmarsheim fahren müssten und das ökologisch nicht gut sei. Demgegenüber stand jedoch die Atmosphäre (Herzschlagfinale), schöner Saisonabschluss für alle und auch irgendwie die Tatsache, dass man als Schachspieler eh viel reisen muss!

  7. Hier auch noch ein paar Links zu Berichten der teilnehmenden Klubs:

    http://www.neckarsulm.schachvereine.de/

    http://www.oehringen.schachvereine.de/

    Und der Bericht von Alexander Geilfuss auf svw.info:
    http://www.svw.info/bezirke/ul/aktuell/9298-herzschlagfinale-bei-zentraler-schlussrunde

    Der Begriff „Herzschlagfinale“ wird noch das Wort des Jahres 2013 (zumindest wird er in allen Berichten ausgiebig verwendet)

    Tabelle:
    http://ergebnisse.svw.info/show/2012/999/tabelle/

  8. Der Bericht von Robin Stürmer auf der Heilbronner Seite ist erste Sahne! Z.B. Thomas=“Big Pommes“ – lol!! 🙂

  9. Vielen Dank an Gunnar für seine Berichte.
    Vieleicht kann ja dieser unverhoffte Aufstieg unserem lebendigen Verein weitere neue Impulse verleihen.

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