Zuhause ist es doch am schönsten

Zweite Mannschaft wieder in der Gewinnerspur beim spannenden 5:3 Heimspiel gegen Neuenstadt

In der siebten Runde der Bezirksliga konnte die zweite Garde der Lauffener Schach-ianer wieder in der heimeligen Musikschule bestreiten. Dieses Mal trat man gegen die starken (aber üblicherweise nicht so zahlreichen) Schachfreunde aus Neuenstadt an. Das Team aus Neuenstadt stellt an den Spitzenbrettern die DWZ-stärksten Spieler der gesamten Bezirksliga, weshalb der Matchplan nur aus oben gegenhalten und im Untergeschoß voll Punkten bestehen konnte. Als dunkles Vorzeichen fehlte dem Bezirksligateam aber dieses Mal (…zum letzten Mal diese Saison, da brauchen sich kommende Gegner gar keine Hoffnungen mehr machen, denn das war alles so geplant… ;-)) unser ungeschlagenes und schmerzhaft vermisstes Spitzenbrett. Aber mittlerweile hat das Team ja seine Organisationsstrukturen optimiert und kann nach wie vor auf eine starke Ersatzbank zurückgreifen. Daher trudelten, wie bei Heimspielen üblich sehr pünktlich zum Spielbeginn, alle acht Spieler am Spielort ein (das Tische tragen geht ja immer recht zügig und je weniger Zeit einzelne Spieler dafür einplanen desto weniger Anstrengend ist es für sie). Der Gegner trat mit acht Mann aber auch nicht ganz komplett an. Da Neuenstadt manchmal nicht genug Spieler zusammenbekommt freute sich unser Achter Zimmermann zuerst diebisch, als zu Beginn nur sieben Gegner an die Bretter traten. Allerdings sollten ihm die Früchte des Sieges doch nicht ohne Schweiß in den Schoß fallen, denn der letzte Neuenstädter trudelte noch innerhalb der Karenzzeit ein – für den wartenden immer eine unangenehme Situation. Also ab ans Spielgerät, Bretter frei und los!

Das erste Ausrufezeichen setzte dieses Mal Teamchef Bauer am dritten Brett mit einem schnellen Sieg – für den Gegner. Dem sonst so gewiefte Taktiker verunglückte die Eröffnung total, so dass Ihm sein Gegner relativ früh seinen gesamten Damenflügel zerpflückte. Dabei verlor er so viel Material, dass es im Mittelspiel… naja es gab eigentlich kein Mittelspiel und Bauer gab auf. Kann passieren, besonders wenn man aufrückt und zudem einen sehr viel stärkeren Gegner hat. Immerhin war es taktisch klug möglichst früh zu verlieren, weil sich dann das Team darauf einstellen und reagieren konnte! (…) – Kein Vorwurf, denn man muss im Schach auch immer was riskieren wenn man gewinnen will. Als nächstes beendete Samietz am fünften Brett seine Partie und damit stärkte sein, in den letzten Spielen doch etwas gebeuteltes, Selbstvertrauen mit einem schnellen… Remis. Nach einer sehr ausgeglichen (um nicht zu sagen spiegelbildlichen) Aufstellung in der Eröffnung, riskierte keiner der Kontrahenten einen Angriff, so dass man sich freundschaftlich einigte – der erste halbe Punkt war eingebucht. Ganz anders lief es am zweiten Brett für Bertz, der sich diese Saison ja schon einige Male in Bestform gezeigt hatte (und vor allem schon am Freitag davor im Schnellschach gegen einen starken Gegner punkten konnte). Sein Gegner stellte die schwarzen Steine in einer ein wenig seltsamen Formation auf, so dass Bertz mit den weißen Steinen schnell besser Stand. So gut das er sich zu einem Figurenopfer entschloss, dass sich aber leider zu einer Fehleinschätzung entpuppte. Bertz musste sich plötzlich mit drei Bauern für die Figur in schwieriger Stellung behaupten – was ihm leider nicht gelang. Mit deutlichem Fluchen ging dann auch dieser Punkt nach Neuenstadt. Beim Zwischenstand von 0,5:2,5 lief es für Lauffen… nicht wirklich. Bevor die Moral aber einbrechen konnte, setzte Zimmermann am achten Brett einen Kontrapunkt. Den verspätete Start wollte Zimmermann mit schnellem Spiel ein wenig ausgleichen. In der Eröffnung konnte er seinem Gegner dann auch mit geschickerter Zugfolge zwei „Tempos“ abtrotzen. Diese verschafften Ihm erst ein paar starke Bauern am Damenflügel, die er in eine Mehrfigur ausbauen konnte. Sein anschließendes Abtauschen ins Endspiel kostete seinem Gegner die gesamte Bedenkzeit – Zeitsieg und der erste volle Punkt für Lauffen! Als nächstes stemmte sich Kamm gegen die Niederlage von Lauffen 2.  Auch in dieser Partie zeigte er seine ganze Spielstärke am Spitzenbrett. Obwohl Kamm die schwarzen Steine führen musste und sein Gegner von der Wertungszahl eher in die Verbandsliga  zu vermuten wäre, baute Kamm einen druckvollen Angriff am Flügel auf. Er nutzte dabei minimale Ungenauigkeiten von Weiß für einen  gut getimeten Angriff auf die Königstellung. Diese Flog dabei förmlich auseinander, so dass Weiß nur die Aufgabe blieb! Ausgleich auf Mannschaftsebene 2:2. Als nächstes konnte unser Edeljoker der zweiten Saisonhälfte wieder am vierten Brett zuschlagen. Eisenmann kam Druckvoll aus der Eröffnung und konnte durch geschicktes Spiel  seinen Gegner beim Abtausch verwirren, so dass dieser Material „spucken“ musste. Der Gegner mit Schwarz gab dabei eine Figur ab und verließ sich darauf das Gegenstück auf der weißen Seite aufgrund einer Fesselung jederzeit zurückgewinnen zu können. Weiß entfesselte aber geschickt und verblieb dadurch mit einer Mehrfigur. Diese konnte der erfahrene Spieler aus Lauffen dann leicht in einen weiteren Punkt ummünzen – 3,5:2,5 und die Führung. Jetzt galt es noch einen Punkt aus den zwei verbleibenden Partien für den erhofften Sieg des Teams zu holen …oder zumindest einen halben für ein Mannschafts-Remis. Nur an letzteres dachte offensichtlich Schuh am sechsten Brett. Mit Weiß bestätigte er auch dieses Mal sein aktuelles Formtief. Obwohl der Gegner durchaus mitgespielt hätte, setzte er seine Eröffnung schlampig auf und ließ einige Chancen auf eine bessere Stellung aus. Das Mittelspiel setzte er relativ uninspiriert fort, so dass er auch hier keinen Vorteil herausarbeiten konnte. Bei langsam drohender Zeitnot und mit der Illusion doch irgendwie besser zu stehen, tauschte er in ein ausgeglichenes Endspiel ab. Das Remisgebot von Schwarz schlug er aus (denn frei nach Oskar Wilde „Fleiß ist die letzte Zuflucht (…)“) und wurschtelte sich noch weiter in ein zahnloses Doppelturmendspiel, dass schlussendlich Remis ausgehen musste. Positiv hervorheben könnte man jedoch, dass er diese Saison zumindest eine ordentliche Portion Sitzfleisch mitbringt und die Mannschaftskämpfe immer bis zum Ende auskostet. Immerhin zementierte er mit dem 4:3 den ersten Mannschaftspunkt. Den Schlusspunkt setzte schließlich Eberhardt an sieben, der immerhin mit einer Siegesserie von (vor dem Spiel) vier Spielen in Folge zum zuverlässigen Punktelieferant mutiert ist und einen echten Lauf zu haben scheint. Mit den nicht ganz so sehr geliebten schwarzen Figuren kam er sehr gut aus der Eröffnung und verschaffte sich sehr früh einen positionellen Vorteil. Im Mittelspiel baute er diesen Vorteil noch weiter aus und organisierte den Durchbruch am gegnerischen Königsflügel. Mit gut eingestreuten Schachs trieb er seinen Turm auf die gegnerische Grundreihe. Er zeigte aber auch, dass die Planfindung bei zu vielen guten Zügen (und gehetzt aus der Raucherpause kommend)  oft auch nicht so leicht ist. Hochkonzentriert, mit maximal geschärften Sinnen bei schwindenden Zeitreserven ließ er sich nur unwesentlich von den quietschenden Gummisohlen der langsam umherschleichenden Gäste ablenken. Durch die Vermischung von unterschiedlichen Strategien und den damit verbundenen ungenauen Zügen ließ er seinen Gegner aber wieder geringfügig zurück ins Spiel finden. Die nachgelagerte Computergestützte Analyse (eine Neuerung, die im Übrigen zu befürworten ist, neigen die Lauffener Schachgranden bei Ihren Stellungsbewertungen in Analysen oft einem digitalen I/O Signal, so dass man immer entweder „total auf Verlust“ oder „klar besser“ steht – da hat eine quantifizierbare Skala einer seelenlosen Maschine, doch zumindest manchmal einen erfrischenden Mehrwert) zeigte, dass Weiß es in total verlorener Stellung verstand in dieser Phase immer den besten Zug zu finden, um sich langsam zurück ins Spiel zu schleichen. Für den Kämpfer Eberhardt kam aber auch kein Remis in Betracht (hätte zwar den Mannschaftssieg perfekt gemacht – aber bei einer so überlegenen Stellung macht man das nicht). Nachdem er schließlich für ausreichen Bluthochdruck bei den Umstehenden gesorgt und mit seinem Turm einmal das komplette Brett (von h8 über h1 über a1 nach a8) umrundet hatte, stellte Eberhardt doch noch die finale Mattkonfiguration auf und zwang damit seinen Gegner zur Aufgabe. Insgesamt eine sehr starke Partie von Eberhardt die mit dem 5:3 Schlusspunkt auch den Mannschaftssieg einbrachte und ihm euphorisierte Gratulanten.

Mit dem Sieg kann man insgesamt sehr zufrieden sein. Wie schon in der gesamten Saison, hat sich das Bezirksligateam auch in diesem Mannschaftskampf wieder nach einem missglückten Start nach vorne gekämpft und damit bewiesen, dass Mannschaftsgeist und Schlagkraft gut sind. Rückblickend ist auch der Matchplan aufgegangen. Konnte man (wie letzte Saison) auch dieses Mal die Stärke (mit 3 Brettpunkten) in der unteren Hälfte unter Beweis stellen, hat man es im Gegensatz zu 2015/2016 dieses Mal aber auch geschafft an den Spitzenbrettern (mit 2 Brettpunkten) ausreichend Widerstand zu leisten. In der Tabelle stürmt das Team nun auf den zweiten Rang. Bei noch zwei ausstehenden Spielen und vier Punkten Vorsprung des Spitzenreiters Willsbach braucht man zwar nicht mehr an die Meisterschaft zu denken (auch wenn ein doppeltes Stolpern prinzipiell im Bereich des Möglichen liegt…), aber mit 9 Mannschaftspunkten, hat man nun definitiv den Klassenerhalt geschafft. Das nächste Spiel wird jetzt ein Top-Spiel gegen den punktgleichen Drittplatzierten Schwäbisch Hall! Wer hätte das zu Beginn gedacht…. also neues Saisonziel: VIZEMEISTER!