HAT PODOLSKI DOCH RECHT …

… und Schach wird mit Würfeln gespielt!? Manchmal erscheint es mir doch auch so, und am Sonntag war es definitiv wieder einmal einige Male der Fall.

Vielleicht nicht unbedingt in der Partie von Ersatzmann Bernd, der

bedingt durch gesundheitliche Probleme nicht in Bestform war und ungewohnt deutlich und verdient unterlag.

Dafür scheint sich BMW momentan in erfreulich guter Form zu befinden, der seinen Gegner die ganze Partie über im Griff hatte, und zwar auch nicht immer den besten Zug fand …

… so wie hier (nach 17.Tac1??), als er die Möglichkeit verpaßte, gleich konkret mit 17. … cd:! zu vollstrecken, und sich stattdessen für das ebenfalls sehr gute und starke 17. … Tfc8 entschied. Und nach 18.Th3? kam er doch noch zu cd: – + …

… nach beiderseitigen Ungenauigkeiten steht Weiß inzwischen sogar minimal besser, aber eben „nur“ auf dem Brett, nicht so auf der Uhr … . Vielleicht erklärt auch dies seinen nächsten Zug 31.Sc3?? (Td2:), wonach BMW nach 31. … Td4 wieder auf Gewinn stand, umso mehr …

… als Weiß noch 32.Ta2? hinterher schob, wonach BMW’s 32. … Dc5 gut genug war, jedoch 32. … Td1:!? oder 32. … Te4:! 33.Ta4: Tc4: nebst Gewinn des Springers auf c3 noch einfacher gewesen wäre. Aber auch so konnte er seinen Vorteil kontinuierlich weiter ausbauen und ließ nichts mehr anbrennen, und daher …

46. … Le5 0:1

Auch Axel lieferte eine alles in allem astreine Leistung ab, und abgesehen davon, daß er den einen oder anderen noch besseren Zug ausließ, gab er eben doch ein sehr gutes Bild ab:

31.Sg4 1:0

Bruno stand lange Zeit deutlich schlechter, aber je mehr es auf die Zeitkontrolle zuging, desto mehr übernahm er die Kontrolle über die Stellung. So verwundert es kaum, daß sein Gegner seine mutmaßlich letzte Chance – ein Remisangebot im 40. Zug in verlorener Stellung – wahrnahm. Bruno hatte nicht mehr so viel Zeit und wagte es daher nicht, den Gewinnzug auch auszuführen, den er ohne Remisangebot aufs Brett gebracht hätte (kein Diagramm hierzu aufgrund unklarer Notation).

Immerhin scheint sich auch Waldemar wieder gefangen zu haben, nachdem er eine eher durchwachsene letzte Saison hatte und gehört nicht nur punktemäßig zu unseren Leistungsträgern, sondern zeigt auch insgesamt sehr stabile Leistungen, so auch am Sonntag, wo er seinen Gegner in der gesamten Partie über sehr gut im Griff hatte und lediglich in der Zeitnotphase ein paar kleinere Wackler zeigte. Nach der Zeitkontrolle …

… zeigte sich sein Gegner hier netterweise sehr entgegenkommend und stellte mit 41. … Sd7?? den Läufer ein, und daher …

47.Se5:! 1:0

Damit standen wir bei noch 3 laufendenden Partien bei 3,5:1,5 – und kurz vor dem Sieg?! Eher nicht …

Nachdem mein Gegner einen wohl etwas zu optimistischen und somit verfrühten Damenzug gemacht hatte, war die Initiative auf mich übergegangen, und konnte dies zu einem klaren, wenn nicht schon gewinnverheißenden Vorteil ausbauen. Leider verbrauchte ich dafür einfach zuviel Zeit, sodaß ich an einem kritischen Punkt eine etwas unbedachte Abwicklung wählte, der den Vorteil wieder vergab. Hier, nach einigen bereits beidseitigen schrecklichen Fehlern in aufkommender Zeitnot, mit noch etwar 3 Minuten, entschied ich mich für das unglückliche 33. … Te8?+, weil ich einfach wohl nicht mehr genug Zeit hatte, die kommende Abwicklung korrekt zu berechnen, während ich bereits korrekt vermutete, daß es schlecht sein würde, während das passive 33. … Se8! zu einer ziemlich unklaren Position geführt hätte …

… sodaß ich den vorliegenden Salat hatte, und mich zwischen (dem besseren) 40. … Ta7 und äußerst passiver, aber wohl noch eher haltbarer Stellung und 40. … Tb8 entscheiden mußte – mit 10 Sekunden entschied ich mich für die aktive Verteidigung …

… obwohl mir klar gewesen war, daß es hier noch schwerer werden würde, die a- und d-Freibauern aufzuhalten, wobei meine Intention sowieso gewesen war, mit den verbliebenen Figuren einen zum Dauerschach ausreichenden Gegenangriff aufzuziehen. Was mir wohl auch gelungen wäre, hätte ich hier mit 42. … Td2+ fortgesetzt, z.B. 43.Ke1 Ta2 44.d6 (Db6?! Sh5, und nur 45.Kd1 hält die Stellung!) f4, und Schwarz scheint sich halten zu können … . Nach 42. … Sh5?? jedoch …

hätte er mit am stärksten 43.Dc7 eine klare Gewinnstellung erlangt – aber auch nach 43.De8 war sie für ihn (noch) gewonnen.
Dann unterlief mir zu allem Überfluß auch noch ein Mißgeschick der anderen Art: ich kam mit meiner Hand, welche ich – warum auch immer – wohl ruckartig nach oben bewegte, an die vom Tisch überstehende Partieformularunterlage, welche dann nach wohl kurzem Flug auf dem Brett landete und den a6-Bauern kunstvoll nach b5 verschob, und irgendwie auch noch die Uhr betätigte, in gewisser Weise also ein wahrer „Trickshot“. Und während ich der Veränderung auf dem Brett gleich gewahr wurde und diese korrigierte, wurde ich der Tatsache, daß eben auch die Uhr etwas abbekommen hatte, erst ein paar Sekunden später gewahr. Da hatte es auch bereits mein Gegner erkannt, aber da er meines Mißgeschicks noch nicht gewahr war, dachte er wohl, ich hätte vorsätzlich seine Uhr in Gang gesetzt. Na ja, er bekam über 2 Minuten Zeitgutschrift, und wir konnten es gütlich aus der Welt schaffen. Letztlich ging es mit 43. … Ld4 44.a7 (Da4!?) Tb1+ (mit Remisangebot) 45.Kc2 Tb2+ 46.Kc1 Sf4 weiter …

… wonach Weiß nur noch einen Gewinnzug hatte! Welchen!? Selber herausfinden 😉 ! Daneben hatte er zudem einige zum Remis ausreichende Züge, jedenfalls entschied er sich für …

… 47.Db5??. Dem vernehmen nach war mein Gegner zunächst dem Augenschein nach recht stolz auf diesen Zug, dann aber dämmerte ihm wohl auch, daß das nicht gut sein kann … – und ich hatte sowieso nicht im Traum an ihn gedacht. Jedenfalls setzte ich logisch (und korrekt) mit 47. … Se2+ 48.Kd1 Sc3+ fort …

… wonach er sich für die praktisch beste Chance 49.Kc1 entschied …

Das gab mir nochmal die Gelegenheit, volle Kanne ins Klo zu greifen, indem ich ihm mit 49. … Sb5:?? die Möglichkeit zu 50.a8/D! = (Idee Sd6 51.Dd8!) eröffnet hätte. Ich „verpaßte“ dies zur Abwechslung aber einmal, und zog mit Te2! (0:1) einen Schlußstrich unter dieses Trauerspiel … . Womit dann sogar der Sieg der Mannschaft gleich noch mitgesichert war.

Leider verlor dann Alexander ein vergleichsweise einfach haltbar aussehendes Turmendspiel, nachdem zuvor auch hier wohl schon beide Seiten die eine oder andere Chance ausgelassen hatten.

Den Vogel schossen dann aber wohl Wolfgang und sein Gegner in der letzten noch laufenden Partie ab:

Aber Ehre, wem Ehre gebührt – hier packte Wolfgang den sehr schönen und tiefsinnigen Zug 26. … De8!! aus, mit der Idee, Le7 und f6 mit Springerfang folgen zu lassen …

… leider waren nicht alle seine Züge von dieser Qualität, und so ergab sich für Weiß die Möglichkeit, hier mit dem Qualitätsopfer 37.Te6! zu glänzen …

… doch dann wurden leider die „Würfel ausgepackt“, welche 43. … Tb3?? (g5 Idee Sg5: Tb3+!) 44.Lc3 +- ausgaben …

… wonach für ihn hier nach 50.Ld2+ die Würfel gefallen gewesen wären – nach 50.Sf7? ging es jedoch weiter …

… z.B. mit 53.Le5+? (Ld2+ +-) Kf3?? (Ke4=) …

… oder noch „besser“ mit 55.d7?? (Sh6! +-) g2?? (Td7:! 56.Se5+ Ke4 57.Sd7: Kd4:=) …

… wonach aber für Weiß die Würfel mit 56.T e 8 ?? äußerst ungünstig fielen …

… denn nun hätte Schwarz natürlich mit 56. … Tg3+ 57.Kh4 (Kh2 g1/D!+ 58.Lg1: Tb2:+ nebst matt) Tg4+ nebst Td4: eine völlig gewonnene Stellung erlangen können! Die Würfel fielen aber leider anders (56. … Td7:??) …

… und hier hätte Weiß besser 58.Tg2: anstelle von Se5+?? „gewürfelt“, aber das beste kommt erst noch (!?) …

…denn nach dem ja bereits recht wechselhaftem Verlauf auch in dieser Partie würfelte der womöglich erschöpfte Schwarz hier 62. … Kd2?? …

… und „natürlich“ „verwürfelte“ Weiß die Chance, mit 63.Sf3+ Kc1 64.bc:! (Sd4:?? bc: ist nur remis!) die Partie doch noch zu gewinnen …

… sodaß Wolfgang sogar noch ein Remisangebot seines Gegners ausschlagen konnte! Um wenige Züge später dann aber doch darin einzuwilligen 🙂 .

Womit wir sogar noch (doch etwas glücklich …) mit 5:3 gewannen!

Mal sehen, wie die Würfel in 2 Wochen in Marbach fallen werden!? [GS]

P.S.: in meiner Partie hätte Weiß mit 47.De3! noch gewinnen können!