Partien und Impressionen zum „souveränen“ Sieg im Kornwestheim …

Einen m.E. nicht ganz so souveränen, sondern eher äußerst holprigen 5:3-Mannschaftssieg errang die 1. am Sonntag in Kornwestheim – doch der Reihe nach … . So profitierte man u.a. von einem raschen, da kampflosen „Erfolg“ an Brett 1, da der laut Spielberichtsbogen aufgestellte Hans-Peter Faißt im Urlaub weilte und es daher von vornherein klar war, daß dieser Punkt kampflos verloren gehen würde. Eigentlich hatten die Kornwestheimer als Ersatz ihre nominelle Nummer 2, das Nachwuchstalent Julian Maisch, aufbieten wollen, da diesem jedoch nachvollziehbarer Weise aufgrund eines Todesfalls in seiner Familie nicht zum Spielen zumute war, hatte auch er abgesagt, und nachdem so kurzfristig kein Ersatzspieler mehr aufzutreiben war, ging der volle Punkt mit einem faden Beigeschmack an uns – so möchte wohl keiner gewinnen! Gut finde ich in diesem Zusammenhang, daß man den Nachwuchsspieler nicht auch noch mit einer kampflosen Niederlage belastete und statt seiner den im Urlaub weilenden Faißt eintrug … .

Kurze Zeit darauf wurde Holger mit einem Remisangebot konfrontiert, welches er, nachdem er die Eröffnung suboptimal behandelt hatte und mit einem Bauern weniger bereits etwas schlechter stand, nur schwerlich ablehnen konnte. Sein Gegner begründete sein Angebot hinterher damit, daß er erkältet gewesen wäre … .

Nach etwar 3 h mußten wir dann den Ausgleich hinnehmen, da Ersatzmann Frank Hofmann nach einem unscheinbaren, jedoch schweren Fehler letztlich keine Chance mehr bekam, ihn wiedergutzumachen. Auch ansonsten sah es nicht ganz so rosig aus:

Thomas hatte sich mit Schwarz für die grünfeldindische Verteidigung entschieden, nachdem er eigener Aussage zufolge tags zuvor in der Badewanne die Partie Aronian-Navara aus Wijk aan Zee angesehen und sich von ihr inspirieren lassen hatte … . Nachdem er noch einigermaßen ordentlich aus der Öffnung gekommen war, opferte er „stellungsgerecht“ einen Bauern, und begann bereits nach der Annahme des Opfers durch den Gegner darüber nachzudenken, wofür er ihn denn nun geopfert hatte … . Nach einem weiteren Fehler kurz darauf stand er bereits auf Verlust, und hätte sein Gegner auch noch einen zweiten Bauern für umsonst einkassiert, so wäre seine Niederlage wohl besiegelt gewesen … . Sein Gegner konnte den Hals jedoch nicht voll genug bekommen und versuchte, statt des Bauern gleich eine ganze Figur zu kassieren! Dabei hatte er jedoch einen kleinen taktischen Kniff übersehen, sodaß Thomas seine Lage etwas verbessern konnte, und nach einem fürchterlichen Bauerneinsteller seines Gegners stand er im Endspiel sogar bereits minimal besser, sodaß er bereits ein Remisangebot seines Gegners ablehnte! Nachdem dieser noch einen Bauern opferte, hatte Thomas auf einmal statt zweier Bauern weniger einen mehr! Allerdings bot ihm dieses Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern keine reelle Chance auf einen Sieg, und so endete diese Partie letztlich mit einem „souveränen“ Unentschieden.

Auch bei BMW sah es zwischenzeitlich nicht besonders rosig aus, nachdem er einen Bauern, den er geopfert hatte, nicht mehr zurückgewinnen konnte. Seinem Gegner gelang es jedoch nicht, den Sack zuzumachen, und bot BMW sogar die Chance, den Bauern zurückzugewinnen, was dieser jedoch übersah, und daher sofort wieder auf Verlust stand! Dann jedoch brachte BMW’s Gegner ein gefährlich aussehendes Qualitätsopfer, welches jedoch nicht korrekt war und von BMW zum Ausgleich ausgenutzt wurde. Ein weiterer Fehler und eine Ungenauigkeit später stand BMW dann sogar auf Gewinn! Tatsächlich konnte BMW zu guter Letzt denn auch den vollen Punkt auf der Habenseite verbuchen, nicht jedoch ohne den Gewinn unnötig um ca. 25 Züge hinausgezögert zu haben (so wurde u.a. ein Matt in 3 Zügen übersehen) … . Also auch hier ein „souveräner“ Sieg!

Gut angelassen hatte sich zunächst die Partie von Bruno – da es ihm jedoch nicht gelang, den gordischen Stellungsknoten zu durchschlagen, und er für den Versuch auch noch sehr viel Bedenkzeit verbriet, fand er sich auf einmal in einer verlorenen Stellung mit nur noch 2 min für 15 Züge wieder! Da sein Gegner dagegen zudem noch über einen einigermaßen komfortablen Bedenkzeitvorrat verfügte, hätte Bruno die Partie wohl verloren, wäre sein Gegner nicht so freundlich gewesen, durch eine fürchterliche zweizügige Fehlkombination einen ganzen Turm herzuschenken, wonach ihm – da er selbst nur noch Turm und Springer besaß – nurmehr die Aufgabe blieb, sodaß auch in dieser Partie ein „souveräner“ Sieg erzielt wurde … .

Auch in Wolfgangs Partie gab es ein oder zwei kritische Momente, in der die Partie zu Gunsten seines Gegners hätte kippen können – als dieser das jedoch versäumt hatte, ließ sich Wolfgang die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und führte die Partie – begleitet von gelegentlichem schnaufen seines Gegners, welches das erkennen eines begangenen Fehlers markierte – vollends souverän (!) zum Partiegewinn.

Von Anfang bis Ende außerordentlich undurchsichtig gestaltete sich die Partie von Axel, der diese hyperaggressiv anlegte und dabei anfangs – ohne es zu wissen – einer Partie von GM Külaots gegen mich folgte, in der ich diese Hyperaggressivität nicht ausreichend bestrafte und ihn ins remis entkommen ließ. Die Stellung von Axel gestaltete sich außerordentlich unübersichtlich und kompliziert und ließ somit viel Raum, um Ungenauigkeiten, leichte sowie schwere Fehler zu begehen, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde … . Und so schwankte die Bewertung innerhalb eines Zuges von klar besser für Weiß bis hin zu klar gewonnen für Schwarz, dann wieder unklar, usw.. Zu guter Letzt verschmähte Axel ohne nachzudenken den Damentausch mit nachfolgendem sicheren remis, und verlor letztlich nicht ganz unverdient zum Endstand von 5:3.

Betrachtet man sich nun diese einzelnen Partien, so komme zumindest ich zu dem Schluß, daß dieser Mannschaftssieg nicht ganz so souverän war, wie dies von anderer Seite gesehen zu werden scheint. Aber wie auch immer – hauptsache gewonnen!

4 Gedanken zu „Partien und Impressionen zum „souveränen“ Sieg im Kornwestheim …“

  1. Ja, das ist Absicht! Es wurden nämlich verschiedentlich Bedenken geäußert, daß sich potentielle Gegner mithilfe dieser Partien eröffnungstechnisch auf uns vorbereiten könnten … . Tja, und daher hab‘ ich eben einfach die Eröffnungszüge weggelassen, und so kann man das Ganze immerhin öffentlich ohne Paßwort stehen lassen, und bleibt somit für jedermann (oder -frau) ansehbar!

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