Steaks und Würste in Bad Friedrichshall

Meine Terminplanung bei Schachturnieren richtet sich mittlerweise stark nach dem Speiseplan und natürlich nach der Anwesenheit anderer Spieler aus Lauffen. Ich esse zwar viel, aber ungern allein. Frank A und ich reisten also an jenem Samstag artgerecht mit dem Fahrrad nach Bad Friedrichshall  zum Schnellturnier an.

Kindergebrüll und das aufgeregte Interesse von Damen mittleren Alters an ihren Derivaten ( Hans Georg, hast Du heute schon französich geübt?) liesen in mir sofort unangenehme Errinnerungern wach werden, die ich aber aufgrund meiner zunehmenden Fähigkeit, schnell zu  vergessen, bald hinter mir lassen konnte. Zum Glück ertönte bald das donnernde Lachen unser Spitzenspieler Gunnar und Thomas in Tenor und Bariton. Meine Erleichterung kannte keine Grenzen und ich tat das, was ich am besten kann. Ich baute erstmal die Bierbänke mit einem sympathischen Mitglied des Ausrichters auf. In Erinnerung geblieben ist mir die Partie eines gefühlt 80 jährigen osteuropäischer Provenienz gegen einen gefühlt 3 jährigen Jungstar. Nach der offenkundig schwerblütigen  Eröffnung gellten die Schachgebote des „Alten“, mit großer Freude ausgestossen,  ungebremst durchden Turniersaal. Auch mein Nebensitzer Frank konnte dem performativen Akt, die Freude am Erlebtem durch die Bemerkung: „Sie müssen nicht Schach sagen“ in keiner Weise Einhalt gebieten. Ich weis nicht,  wie das arme Kind dies überlebt hat; jedenfalls habe ich keinen Notarzt gesehen. Das nächste Opfer war ich.

Es gab vor Beginn der Partie eine Fülle von Handbewegungen, die ich nicht recht deuten konnte, worauf wir uns minutenlang anschrieen, bis ich endlich verstanden hatte, dass er mir Remis geboten hatte. An das arme Kind denkend, lehnte ich natürlich ab, überspielte meinen Gegener lehnte nochmal ab, bot aber dann, als ich feststellte, dass ich im nächsten Zuge Matt wäre, Remis, was sofort mit großen Gesten angenommen wurde. Mir war schlecht! Aus der Tiefe des Raumes erklang mit ukrainischem Akzent das Wort „Aljechin“ und es ging mir besser. Das Turnier gewann IM Klaus Klundt mit 8,5 aus 9 vor der Lauffener Phalanx aus Gunnar, Thomas und Frank.

Nach Turnierende konnte ich mit dem sympathische IM Klaus Klundt noch ein Gespräch führen, das ich kurz zusammenfassen möchte.

Klaus Klundt lebt in Hessen und spielt an manchen Wochenenden in der Schweizer 2. Bundesliga. Das Unterland liegt auf dem Weg, was seine relativ häufige Beteiligung an Turnieren in unserer Region erklärt.

Klaus war mehrfach Teilnehmer an Senioren Weltmeisterschaften und äußerte sich sehr positiv über die Entwicklung in diesem Bereich. Er selbst ist Amateur und hat einen entsprechenden Blick auf die Mechanismen des profesionellen Schachs. Als er IM wurde, gab es in Deutschland 3 Großmeister. Titelnormen gab es nur in geschlossenen Rundenturnieren; Open gab es sehr wenige, erst ab den späten 60 Jahren änderte sich dies langsam. Der Umbruch kam aber erst mit der Öffnung des eisernen Vorhangs mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Schach hält geistig fit und den Spaß daran merkt man dem unfassbar fitten 70 jährigen Olympiateilnehmer von 1970 an.

Vielen Dank für das Gespräch, Klaus

2 Gedanken zu „Steaks und Würste in Bad Friedrichshall“

  1. Herrlich amüsanter Bericht,… man fühlt sich anwesend und live dabei, wenn man dies liest. Toll!

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