Zu Gast beim „Angstgegner“ TSG HN-Sontheim. Vorsicht Hochspannung!

Wer Krimis mag, sollte sich in der Bezirksliga Unterland den SK Lauffen II gegen, auf dem Papier nominell schlechtere Mannschaften, anschauen. Es lohnt sich garantiert und die Zuschauer kommen voll auf ihre Kosten. Beste Unterhaltung ist vorprogrammiert. Beim „Angstgegner“ TSG HN-Sontheim hatte die Lauffener Mannschaft am 16.12.2012 einiges gut zu machen. In der Vorsaison gab es ein spielerisches Fiasko. Mit 3,5:4,5 unterlagen die favorisierten Lauffener damals dem Aussenseiter HN-Sontheim, der zusätzlich nur mit 7 Mann antrat. Dieses Jahr sollte als Wiedergutmachung ein klarer Sieg her. Die Erwartungshaltung vor dem Showdown war hoch. Leider war nur die Erwartungshaltung hoch, denn die spielerische Leistung ließ teilweise zu wünschen übrig. Nach gerade einmal 5 Zügen stellte Schuster an Brett 3 im Königsgambit nach …4. Dh4 5. g3 Dxe4+ einen kompletten Turm ein. Was für ein Patzer! Das sah nicht nach einem Start nach Maß aus. Schuster ließ sich nichts anmerken und spielte mit stoischer Ruhe und ordentlicher Geschwindigkeit unbeeindruckt weiter. Sein Kontrahent investierte sehr viel Zeit für die „Eröffnungsfalle“. Nach 2 Stunden remisierte Eberhardt an Brett 6 mit schwarz in unklarer Stellung und sorgte für die erste Punktteilung des Tages, aber auch für die erste Punktteilung seines Gegners (vorher: 0 aus 5) in dieser Saison überhaupt. Der Grundstein für einen interessanten Mannschaftskampf war gelegt. Schuster gab im 40 Zug nach 2 Stunden und 5 Minuten auf. Sein Gegner hatte vorher wenig Zeit und Schuster hatte bis dahin 6 Minuten seiner Zeit investiert. Den Versuch war es zumindest Wert. Gleichzeitig spielte Bertz an Brett 4 mit seinem Gegner Katz und Maus. Der Kontrahent wurde am Königsflügel unter Dauerbeschuss gesetzt. Schwarz hielt dem Druck nicht lange stand und gab auf. Bertz überzeugte mit einer routinierten souveränen Vorstellung. Zwischenstand nach 2,5 Stunden 1,5:1,5. Auf dem Brett zudem teilweise überlegene Stellungen für Lauffen. Die Angelegenheit eine reine Formsache? Pustekuchen. Topscorer Peter Lörincz an Brett 7 erwischte diesmal nicht seinen Sahnetag und stand schwierig. Der Vorteil wurde vom Sontheimer aber nicht ausgenutzt, so dass letztendlich ein sicheres Remis stand. In den restlichen Partien entwickelte sich ein spannender Verlauf. Mannschaftsführer Hofmann spielte mit schwarz gut mit und kombinierte sich einen Läufer mehr gegen 2 Bauern aus dem Mittelspiel. Das sollte auch ohne Damen auf dem Brett eine klare Angelegenheit sein. Hofmann minimierte das Spielmaterial und vergas zwischenzeitlich das Material nach der Regel “ Zwo Vier, Zwo Vier“ abzuzählen. Bei Hofmann waren noch 2 Bauern und 1 Läufer gegen 4 Bauern, 3 davon verbunden übrig geblieben. Remis! Der nächste Patzer und kläglich vergurkt. Die schwarze Serie von Hofmann hält an. Beim Stand von 2,5:2,5 war klar, das wird eine heiße Kiste. Genau das was vermieden werden sollte. Alles hing nun an den 2 Spitzenbrettern und „Joker“ Jannick Samietz. Hahn an Brett 2 gewann durch konsequentes Spiel einen Mehrbauern. Durch eine herrliche Kombination opferte er seine Dame für anschließenden Figurengewinn. Eine tolle Partie fürs Auge. Ganz abgeklärter und starker Sieg von Hahn, der dadurch seine überragende Form untermauert. Bei Samietz an Brett 8 roch es nach Remis. Kamm am Spitzenbrett geriet in ausgeglichener Stellung zusehends in Schwierigkeiten. Sein König wurde von Dame und Turm auf mehr oder weniger freiem Feld gejagt. Das sah nach 3,5:2,5 Führung noch lange nicht nach Mannschaftserfolg aus. Spannung war nach 4,5 Stunden garantiert. Kamm geriet in ein Mattnetz, aus dem er letztendlich keine Ausweg mehr finden konnte. Alle Augen konzentrierten sich auf „Joker“ Samietz. Und der stach mit Bravour. Erster Einsatz von Samietz in der Saison. Erster Sieg zum 4,5:3,5! Der Mannschaftserfolg war besiegelt. Im Turmendspiel mit Mehrbauern setzte er sich technisch eindrucksvoll durch und verschafft Lauffen II vor der Winterpause Rang 4. Von dort greift die Mannschaft im kommenden Jahr eine Spitzenposition an Vorausgesetzt die Schachgöttin Caissa ist weiterhin wohlgestimmt. Am 20.01.2013 empfängt Lauffen Willsbach zum Spitzenspiel. Bleibt nur die Frage, warum tut sich Lauffen II gegen vermeintlich schwächere Gegner so schwer?

5 Gedanken zu „Zu Gast beim „Angstgegner“ TSG HN-Sontheim. Vorsicht Hochspannung!“

  1. Guter Bericht. Habt Glück gehabt, dass die Sontheimer zu acht gespielt haben. Gegen 7 hättet ihr bestimmt verloren…;-)
    Trotzdem Glückwunsch!!

  2. Der Topscorer der II Mannschaft ist Alexander Hahn und dann folge ich mit 4 Punkte aus 6 (67%). Die Volle Punkte (Gewinne) haben uns den Gewinn in Heilbronn gesichert!

  3. Schöner lebendiger Bericht , der trotz oder gerade wegen einiger kleiner Ungenauigkeiten die Stimmung hervorragend transportiert.
    Wie Frank mit seiner Beanspruchung als Spieler diese Berichte erstellt ist wirllich bewundernswert.
    2 Ergänzungen von meiner Seite.
    Alexander Hahn spielt im Moment in einer eigenen Liga.
    Es ist nicht nur so, dass er erfolgreich ist, was die Punkausbeute betrifft.
    Er spielt jede Stellung nach ihren Erfordernissen und setzt in jeder Partie seine klaren positionellen Zentrumsstrategeme um.
    Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt.
    Was mich betrifft, hatte ich jetzt schon mehrmals das Vergnügen schlechte Stellungen verteidigen zu dürfen, was mich jetzt 2 Mal infolge in die Situation brachte, der Letzte am Brett zu sein.
    Ich habe beim letzten Bericht schon angedeutet, dass ich mich gestört fühlte.
    Wenn der letzte Spieler am Brett ist, hat er es doch verdient, dass man ihm Aufmerksamkeit zollt (oder auch nicht), jedenfalls nicht tuschelnd neben dem Brett die Stellung analysiert.
    Also lasst es uns positiv aufgreifen und die gute Entwicklung der Mannschaft vorantreiben.
    Ich freue mich schon auf das nächste Spiel.

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