Auf die Zielgerade eingebogen …

… ist das großartige Kandidatenturnier in London, in welchem wie zuletzt erhofft tatsächlich hochinteressante und dramatische Partien gespielt werden (Liveübertragung täglich um 15.00 h) und auch die Turniersituation nach mittlerweile 10 gespielten Runden ist durchaus noch spannend, da sich drei der acht Teilnehmer berechtigte Hoffnungen machen dürfen, das Turnier in den noch verbleibenden vier Runden für sich zu entscheiden und dadurch das Recht zu erwerben, gegen den amtierenden Weltmeister Anand zu einem Titelkampf anzutreten.

Aktuell die Nase vorn hat dabei wie erwartet Topfavorit Magnus Carlsen, welcher auch in der gestrigen 10. Runde zu einem wichtigen Sieg in seiner Partie gegen Boris Gelfand kam,  in welcher er zeitweise besser spielte als die aktuell weltbesten Schachengines, die seine brillante Idee nur unter ferner liefen als einen der spielbaren Züge in der konkreten Stellung auflisten. Eine überragend gespielte Partie, die allein den kleinen Schönheitsfehler beinhaltet, daß Gelfand nach einem unscheinbaren Fehler von Magnus Carlsen überraschend doch noch hätte Remis halten können! Da aber weder er noch sonst irgendjemand dies bemerkte, blieb dieser kleine Lapsus unbestraft und Carlsen gewann völlig verdient.

Nur einen halben Punkt hinter Magnus Carlsen befindet sich aktuell Levon Aronian, welcher gestern von seinem Gegner Vassily Ivanchuk mit dem Budapester Gambit überrascht wurde und wo Ivanchuk sogar seitlich die bessere Stellung hatte! Leider stolperte er aber wieder einmal über seinen höchst unökonomischen Zeitverbrauch und überschritt in dann bereits hoffnungsloser Stellung zum soundsovielten mal die Bedenkzeit.

Im „russischen Duell“ kam der mit einem Punkt Rückstand auf Carlsen dritte im Bunde der Verfolger, Vladimir Kramnik, gegen den mit seiner Bedenkzeit ebenso wie Ivanchuk höchst unökonomisch umgehenden Alexander Grischuk aufgrund seines eindeutig klar besseren Verständnisses der Berliner Verteidigung zu einem „Zeitsieg“, da Grischuk seine völlig ausgeglichene Stellung in Zeitnot geradezu anfängerhaft ruinierte! insgesamt betrachtet keine besonders interessante Partie, allenfalls ein wenig am Ende.

Qualitativ so richtig abgefallen ist gestern wohl nur die letzte Partie zweier Spieler aus dem geschlagenen Feld, welche, kaum begonnen, auch schon wieder beendet war.

Ich wünsche uns allen noch viel Spaß an diesem verbleibenden Turnier und am nachspielen der von mir kommentierten Partien, welche ich – wie ja wohl bereits jedem aufgefallen sein dürfte – der Einfachheit halber in einem Frame gepackt habe. Vor allem die Partie von Magnus Carlsen lohnt sich nachzuspielen, da sie sehr viele höchst lehrreiche als auch schachlich schöne Momente enthält!