Bei der Heilbronner Vereinsmeisterschaft 2014 stand am 10.04.2014 die 3. Runde an. Da ich die ersten beiden Runden pflichtgemäß gewonnen hatte, sollte nun mit den schwarzen Steinen gegen Ole Wartlick (Saarbrücken) weiteres Zählbares herausspringen, um weiter im Titelrennen mitmischen zu können. Ole Wartlick an Nummer 3 der Setzliste platziert, war der erste harte Brocken im Turnierverlauf. In der Eröffnung wählte ich mich mit dem „zähen“ königsindisch eine hartnäckige Variante, in der Verteidigung erst mal verpflichtend ist. Mein Gegner zeigte sich mit dem 4-Bauern Angriff gleich mal aggressiv und deutete mir damit an, dass er auf den vollen Punkt spielen wollte. Ich begann die Partie sehr verhalten und abwartend und benötigte dennoch für die ersten 10 Züge nur 12 Minuten (mein Gegner Ole Wartlick sogar mit 10 Minuten noch weniger). Ich erwähne das am Rande, da in Heilbronn nur 1,5 Stunden für 40 Züge (ohne Zeitzuschlag) und 30 Minuten für den Rest der Partie zur Verfügung stehen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass durch weniger Zeit die Qualität des Spiels oftmals leidet. Immerhin fühlte ich mich bis dato recht wohl in der Stellung, obwohl passives Spiel nicht zu meinen Stärken zählt. Mit e5 hatte ich mich kurz beschäftigt, ob ich es zulassen wollte oder selber spielen kann. Ich entschloss mich es zu zulassen, was meine Stellung noch enger machte, aber ich sah es als unproblematisch an. Im 13. Zug spielte ich h6 um den Springer zu verjagen un d dann meinerseits mit e6 den Laden mal zu zumachen. Aber mit 14. e6 (!?) … von weiß, begann ich das erste Mal richtig in die Partie zu schauen und investierte 40 Minuten (!) meiner kostbaren Zeit für die folgende Abwicklung. Der Zug entnervte mich kurz, da ich gerechnet hatte, das es nicht geht, was weiß da vor hat! Meiner Rechnung zufolge gewann ich einen Bauern im Zentrum, aber Ole Wartlick spielte knallhart. Bis zum 19. Zug konnte ich die Abwicklung berechnen und für mich als gut einstufen. So wie Ole spielte blieb ich sogar mit einem Mehr-Springer auf dem Feld und entspannte mich sichtlich, was meiner Spielweise keinesfalls zugute kam. Bis zum 40. Zug erinnerte ich mich einen Spruch von Axel Widmer: „Wenn du was mehr hast, alles abtauschen!“ In diesem Sinne vereinfachte ich für mich die Partie und dachte, ich muss mit dem König die zwei gedeckten Freibauern blockieren und im Zentrum die eigenen durchschieben, viel Zeit investierte ich bis dahin nicht mehr. Anders mein Gegner, er hatte ab dem 30. Zug nur noch 5 Minuten auf der Uhr, wollte nicht aufgeben, da er immer noch Remischancen roch, was bei meiner Spielweise dann auch nicht weiter verwunderlich war und schaffte 15 Sekunden vor Ablauf den 40. Zug. .
Ab dem 40 Zug fiel mir auf, das meine Mannöver mich nicht zwangsläufig vorwärts brachten und ich begann wieder viel Zeit in die Partie zu stecken, um den möglichen Gewinnweg zu suchen. Mir war klar, dass ich definitiv nicht am Schluss mit zwei Springern und ohne Bauern auf dem Feld bleiben wollte um die komfortable Stellung zum remis zu vergurken, das hätte mich tierisch geärgert. Also noch einmal zurück zur Ausgangsposition im 35. Zug. Diesmal wollte ich den König und die Bauern etwas locken, aber meine Idee zeigt auch, das ich ein hundmiserabler Endspieler bin und da noch einigen Bedarf sehe, mich zu verbessern. Im 52. Zug dachte ich dann was passiert eigentlich, wenn Ole seine Bauern gibt und meine versucht abzufrühstücken? Das entnervte mich erneut und ich begann wieder viel Zeit zu investieren. Ich spielte jetzt einfach mal weiter um zu schauen wo sich die Lücke auftut, Matt setzen lassen wollte ich mich nicht (59. Zug) und Ole machte prompt den spielentscheidenenden Fehler. Jetzt ließ ich mir nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und gewann das harte Stück Arbeit. In der nächsten Runde spiele ich zum ersten mal an Brett 1, nachdem ich mich von Brett 4 startend jede Runde ein Brett hochgearbeitet habe und es gibt von meiner Seite das Topspiel gegen Robin Stürmer, die Nummer 1 der Setzliste. ich gehe mit weiß optimistisch ins Rennen und hoffe gegen Robin ebenfalls punkten zu können. Das Spiel findet am 08.05.2014 in Heilbronn (Vereinsheim: Gartenstraße 64) statt. Zuschauer sind willkommen.
Hey Frank, tolle Berichte von dir, Gratulation zu 3/3. Endspiele sind sehr lehrreich und wichtig. Nicht wenige behaupten, dass Schachspieler besser mit Endspielen anfangen sollten, bevor sie sich auf die Suche nach bestimmten Eröffnungen machen.
Es lohnt sich daher, die letzten eigenen Partien zu nehmen und dort jeweils nur das Endspiel nachzuspielen und dabei Verbesserungen zu suchen.
Im Endspiel ist ja Figurenaktivität sehr wichtig. Auf der anderen Seite, wenn man eine Gewinnweg-Abwicklung sieht, sollte man diese auch einschlagen. In der Partie gegen Ole Wartlick nach dem 30. Zug Ld2 lohnt es sich, inne zu halten. Du hast eine Mehrfigur, beide Springer + König stehen sehr passiv rum. Dein Ass ist der e5-Bauer. Umso verwunderlicher, dass dieser bis zum Partieende überhaupt nicht mehr zieht, sondern sogar kurz vorher noch vom Läufer verspeist wird. Klar, ist die Stellung mit Mehrfigur gewonnen und es gibt zahlreiche Gewinnwege. Was nützt es aber, wenn uns Fritz & Co. hinterher sagt, der eine Gewinnweg geht schneller als der andere? Ich hätte im 30. Zug …Sf5 ausprobiert, einfach weil du 31…e4 und 32…e3 drohst. Sollte auf 30…Sf5 31.g4 kommen, kannst du 31…Sh4 ziehen und du hast einen wunderbaren Blockadespringer auf h4, der sich auch sehr gut auf f3 zum Blockieren eignet. Beachte bitte den eingeschränkten König h1! 30…Se6 finde ich total in Ordnung – dann aber mit der konsequenten Ausführung 31…Sc5 32.a5 Sb3. Wieder ist dein Gaul in der gegnerischen Stellung. Weiß ist gehemmt, gegen das Ranbringen deines Springers h8 sowie den Zügen …d5-…d4, …e4-…e3 mit klarer Gewinnstellung gibt es wohl nichts.
So wie du dich vom 30. bis zum 34. Zug aufbaust, wirkt das, als wartest du darauf, dass Weiß endlich auf f4 abtauscht, was er natürlich nie machen wird. Da du aber deinen Springer f4 mit deinem Springer e6 deckst, kommt die Mehrfigur nicht richtig zur Geltung, der Springer e6 ist weit weg vom Idealfeld und du wirst dich in der Partie auch ein paar Mal „Sag mal?!“ gefragt haben. 😉 Statt im 34. Zug mit …Kh6 deinen König näher in die Brettmitte zu rücken, hättest du sehr gut 34…Sg5 nebst 35…Se4 spielen können. Und jetzt achte bitte mal auf den weißen König! Dieser kann nicht nur einzügig deinen Springern nichts anhaben, sondern geh mal im Kopf durch, wie der König schrittweise zu ziehen hat, um halbwegs aktiv zu sein. Der König hat hier nur den Pfad h2-(h1)-g1-f1-e1-d1-c2-b3. Dann ist da noch der weiße c-Bauer im Weg und die schwarzen Bauern stehen so geschickt, dass die Springer unangreifbar sind. Dass der Läufer auf f4 abtauschen kann, verkraftest du natürlich 😀
Nach 34…Sg5, 35…Se4 gibt es zahlreiche Wege, um die Stellung zu verbessern, z.B. …Kh6, …Kg5 nebst …Kxg4 oder aber gleich mit dem d-Bauern laufen. Nach d4 kommst du leicht, nach d2 zu kommen sollte dank der Springer e4 und f4 auch kein Problem darstellen. Es bahnen sich 2 Mehrfiguren für dich an, wobei noch ausreichend Bauern da sind, um dann wirklich auch zu gewinnen.
Ich fand das Endspiel nicht schlecht behandelt von dir. Du wusstest zwischendurch nicht so richtig, wohin mit den Springern und hattest auch Angst vor dem Eindringen des Läufers, hast ja auch die einzügige Mattdrohung nach 58.Lb4 gesehen.
Viel Erfolg gegen Robin, Gruß Philipp
Ja danke für die Analyseideen, sehr geil! Freut mich echt richtig,….spielst in Deizisau mit?
Hi Frank,
leider nicht. Ich bin nächste Woche mit Jannick & Co. bei der WJEM in Lindau. Mit Deizisau wäre das zu viel Schach in den Osterferien 😉
Ich schau aber vielleicht mal in Deizisau vorbei. Ich nehme mal an, ein paar Lauffener spielen dort mit. Euch viel Erfolg!
Dann mal viel Erfolg in Lindau! Ja klar, spielen einige mit, gibt ja anständige Gegner dort 😀 Wir sehen uns wohl spätestens im Unterlandpokal zur nächsten Runde. In diesem Sinne eine gute Zeit und gutes Gelingen. Beste Grüße Frank