Ungezähmt! Ungebeugt! Ungebrochen!

…zeigte sich das Bezirksligateam beim 5,5:2,5 Sieg im Spitzenspiel der Verfolger gegen das starke Team aus Schwäbisch Hall.

Dieses Mal musste die zweite Mannschaft den zweiten Rang in der Tabelle der Bezirksliga im Heimspiel gegen den Drittplatzierten Schwäbisch Hall verteidigen. Eine gar nicht so leichte Aufgabe, wurde Schwäbisch Hall aufgrund Ihrer Fülle an starken Spielern zu Saisonbeginn noch als wahrscheinlichster Aufstiegskandidat gehandelt. Obwohl die Meisterschaft und damit auch der einzige Aufstiegsplatz bereits nahezu gesichert an Willsbach gehen wird (…naja eine rechnerische – aber unwahrscheinliche – Chance gab es zwar vor diesem Spieltag noch…), ging es doch um Ruhm, Ehre und Chance auf die goldene Ananas! Deswegen traten die Lauffener Recken nicht mit der Stamm- , sondern mit der Bestbesetzung an (DWZ-bezogen)! Zwar will unser Edeljoker der zweiten Saisonhälfte aus Verbundenheit zu seinen Mannschaftskameraden keinen der zu Beginn der Saison aufgestellten Spieler aus der Mannschaft drängen und verzichtet freiwillig, wenn alle „Ursprünglichen“ zur Verfügung stehen, aber der ein oder andere Spieler aus diesem Kader freut sich auch einmal auf einen Spielfreien Sonntag und die Chance auszuschlafen. Deshalb verzichtete Zimmermann von sich aus auf seine Aufstellung zu Gunsten von Eisenmann. Die Einstellung von beiden Spielern muss hier noch einmal lobend erwähnt werden – es zeigt: die Chemie stimmt im Team! Der Gegner schien die Partie aber nicht ganz so ernst zu nehmen (vermutlich der doch etwas längeren Anreise geschuldet …oder aber weil die noch nichts von dieser Ananas wissen…) und trat mit zahlreichen Ersatzspielern an. Aber auch eine Ersatzgeschwächte „Dritte Garde“ des Bundesligavereins hat eine für die Liga ausreichende Schlagkraft, so dass dies kein Selbstläufer werden würde!

Nachdem also (in üblicher Manier) eiligst die Tische herangeschafft, Bretter aufgebaut und die letzten Reste der Vereinseigenen Getränke aus dem Keller heraufgeschafft worden waren konnte es losgehen. Das hier die Arbeitsverteilung nicht gleichmäßig war sollte sich aber noch rächen (…auch der Autor machte hier rückblickend keine gute Figur, der zu dümmlich beim zusammensuchen der Getränke anstellte und daher erst unterstützen konnte, nachdem die schweren Tätigkeiten schon erledigt waren)! Der Spielbeginn gestaltete sich ebenfalls etwas holprig da eines unserer Spitzenbretter Opfer der deutschen Bahn wurde und aufgrund eines ausgefallenen Zuges von einem weiteren Spitzenspieler abgeholt werden musste. Da aber beide Spieler nur wenige Minuten nach dem offiziellen Spielbeginn eintrafen, hatte es für den weiteren Verlauf des Mannschaftskampfes keine Auswirkungen.

Das erste zählbare Resultat lieferte dieses mal wieder einer unserer Schnellspieler, nämlich Samietz am sechsten Brett. Er eröffnete mit Weiß solide (aber für FM-Niveau etwas ungenau) und leitete in ein ausgeglichenes Mittelspiel über. Im Mittelspiel ließ sich kein Vorteil für beide Seiten erkämpfen, so dass auch das Endspiel schnell ausgeglichen geführt wurde. Wenig überraschend endete die Partie mit einem soliden Remis. Als nächstes beendete Teamchef Bauer am vierten Brett seine Partie. Bauer machte in der Eröffnung keine Fehler und brachte mit den weißen Steinen eine schöne Angriffsstellung mit einem schnellen Bauernvorstoß am Königsflügel zu Stande. Die aufgesetzten Drohungen brachten den Gegner so ins Schwitzen, dass er es erst völlig versäumte seinen Königsflügel zu entwickeln, deshalb auch nicht zur Rochade kam und sich anschließend einen kapitalen Fehler mit Matt oder massivem Materialverlust leistete. Die Folge war ein schneller Sieg und ein früher Punkt für Bauer und das Lauffener Team. Als nächstes beendete Eisenmann am fünften Brett seine Partie. Er bereitete schon in der Eröffnung mit den schwarzen Steinen einige gefährliche Konterattacken vor und kam daher schnell zu einer scharfen und aussichtsreichen Stellung. Allerdings liegt die Wahrheit auch im Schach nicht immer auf dem Brett, denn plötzlich war Eisenmann gezwungen aus gesundheitlichen Gründen ein Remis anzubieten – RÜCKEN! (…da war wohl einer zu motiviert beim Tische tragen …oder die anderen Spieler zu faul)! Der Gegner freute sich aufgrund der Spielstärke von Eisenmann und der aufgesetzten Stellung über das Angebot und willigte ein! Unglücklich, Schade aber beim Stand von 2:1 auch kein Beinbruch! Vor allem GUTE BESSERUNG! (das man sich beim Schach verletzt ist im Übrigen auch eine coole Anekdote :-D) Als nächstes beendete Spitzenbrett Hofmann seine Partie. In der Eröffnung konnte er mit schwarz früh ausgleichen und auch ein ausgeglichenes Mittel- und Endspiel führen, so dass er ebenfalls remisierte. Damit bleibt unser Spitzenbrett diese Saison weiterhin ungeschlagen (zumindest wenn er am Brett sitzt) – stark!
[Aus Gründen der Sorgfaltspflicht als Presse muss hier aber noch erwähnt werden, dass – aufgrund der vorzeitigen Abreise von drei Spielern – die Schachliche Bewertung der bisher berichteten Partien zu großen Teilen auf Hörensagen beruht und evtl. als „Alternative Fakten“ angesehen werden muss! Da alle Spieler es zudem versäumten ein „Statement“ für die Propagandaabteilung abzugeben… die zugegeben auch wieder einmal mit ihrer eigenen Stellung überfordert war…]
Als nächster beendete unsere Punktemaschine Eberhardt am achten Brett mit den geliebten weißen Steinen seine Partie. Er eröffnete in „seinem“ System und kam deshalb recht zügig in eine gute Stellung. Im Mittelspiel stand er dann so gut, dass er in ein besseres Endspiel abwickeln konnte (ob „deutlich besser“ oder nur „etwas besser“  kann abschließend nicht mehr geklärt werden). Dabei zeigte sich aber auch, dass die Endspieltechnik nicht immer die Schokoladenseite der Lauffener Schachschule ist (frei nach dem Vereinsmotto: „was bringt es im Schlussspurt gut zu sein, wenn man den Marathon vorher schon nicht verletzungsfrei schafft“). In diesem Endspiel wählte Eberhardt unglücklicherweise die falsche Fortsetzung und ließ zu, dass sich die Stellung schloss.  Unter allerlei Unmutsbekundungen und Flüchen, die auch sein Gegner trotz leichter Schwerhörigkeit (Annahme des Autors, als einzige Erklärung für die Intensität der Ansagen) gut verstehen konnte, willigte er in ein Remis ein. Das mittlerweile in Zeitnot befindliche Nachbarbrett konnte anschließend (nebenbei) an der sofortigen Analyse der Stellung teilhaben, auch wenn diese auch zu großen Teilen aus zahlreichen energischen „nicht reden!“ Anweisungen von Eberhardt an den Gegner bestanden. Doch leider nahm das Nachbarbrett diese fundamentalen Erkenntnisse nicht mit der gebührenden Wertschätzung auf, was sich im Nachgang vielleicht noch rächen sollte! Nichts desto trotz ein weiterer halber Punkt für Lauffen von einem diese Saison sehr stark aufspielenden Eberhardt – Ehre wem Ehre gebührt! Von den Sperenzchen im Unterhaus unbeeindruckt beendete Topspieler Kamm seine Partie am zweiten Brett. Mit den weißen Steinen zeigte dieser wieder seine ganze Eröffnungskenntis und höhere Schachkunst. Sein Gegner leistete sich nämlich in der Eröffnung einige Fehlerchen, so dass Kamm mit gut getimten und geschickt eingestreuten Drohungen seinen Gegner im Mittelspiel nahezu bewegungsunfähig einklemmen konnte. Danach stellte er seine Figuren in eine optimale Konfiguration mit zahlreichen Mattdrohungen und nahm die abschließende Kapitulation seines Gegners entgegen. Schön gesehen… Schön gespielt… und das 4:2 für Lauffen. Damit waren das Mannschaftsremis sicher und der erste Mannschaftspunkt eingefahren. Wie schon so oft saßen am Ende noch Kämpfer Bertz am dritten und Dauernachsitzer Schuh am siebten Brett an Ihren Partien. Obwohl Bertz ebenfalls aufgrund eines zäh verteidigenden Gegners über die lange Distanz gehen musste, war seine Partie schon schnell nach der Eröffnung entschieden. Obwohl ihm die vom Gegner aufgezwungene Stellung überhaupt nicht behagte kam er doch recht gut aus der Eröffnung. Im Beginn des Mittelspiels verschlechterte er jedoch zuerst seine Stellung durch ein paar sehr verpflichtende Bauernzüge. Dies merkte auch sein Gegner und setzte zum Angriff an. Der alte Fuchs Bertz schaffte es dieses Mal nicht nur seine Drohungen auf dem Brett zu verstecken, sondern scheinbar eine ganze Figur… quasi physisch! Als sein Gegner mit einem laut ausgerufenen Schach gebot, mit seinem Springer König und Dame gabelte – zum Entsetzen aller Lauffener Spieler – konnte Bertz diesen Springer relativ einfach mit seinem schwarzfeldrigen Läufer, den er flankiert von König und Turm hinter der Dame platziert hatte, ersatzlos nehmen… was zu verärgertem Getuschel beim Gegner und erleichtertem Aufatmen bei den Lauffener Protagonisten führte…. Tarnen und Täuschen… Camouflage ist ja wieder modern! Nichts desto trotz muss aber auch eine Partie mit Mehrfigur erst einmal gewonnen werden, so dass es noch einige Zeit dauerte bis der (wegen seinem unglücklichen Fehlgriff) verbissen verteidigende Gegner schlussendlich niedergerungen wurde! 5:2 und damit der Sieg für Lauffen!
…Nur einer saß noch…
Das es oftmals besser ist auf dem Höhepunkt zurückzutreten hat dieser Spieler noch nicht wirklich verinnerlicht. Schuh am siebten Brett erweiterte wieder einmal sein Schwarzrepertoire spontan neu am Brett, als er sich zu Zügen hinreißen ließ, die er so noch nie gemacht hatte. Irgendwie schaffte er es trotzdem einen halbwegs brauchbaren Angriff mit Schwarz zustande zu bringen. Dabei verbrauchte er einige seiner begrenzten Ressourcen beim Aufbau einer (zumindest für Ihn nicht so trivialen) Mattdrohung. Leider ließ sich der Gegner nicht darauf ein. Trotzdem schaffte es Schuh eine Qualität zu gewinnen. In Zeitnot und ein wenig verwirrt durch die Ereignisse um Ihn herum (wobei man das auch als faule Ausrede werten kann und Zeitnot von Spieler zu Spieler auch unterschiedlich definiert wird), setzte er seinen Angriff aber nicht mit der notwendigen Konsequenz fort. Teamchef Bauer bewies auch in dieser Situation Führungsstärke indem er seinen Spieler auf den Stand von 4:2 hinwies… denn ein Remis hätte gereicht (und letztlich Zeit gespart). Da die meisten Spieler von Lauffen aber schon zur Analyse gegangen waren (man kennt das Verhaltensmuster ja mittlerweile), zeigte sich Schuh uneinsichtig und setzte fort… Qualität reicht auch normal. Aber auch hier zeigte sich dann die sporadisch auftretende „Lauffener Schwäche beim Schlussspurt“. Schlussendlich gurkte sich Schuh durch ein Endspiel in dem er zahlreiche Gewinnchancen nicht wahrnehmen wollte. Am Ende übersah er ein einfaches und thematisches Qualitätsopfer, dass in ein unhaltbares Endspiel mit zwei Freibauern gegen einen Freibauer überführt hätte, nur um wenige Züge seinen Turm für den letzten weißen Freibauern kurz vor der Umwandlung zu opfern. Weiß konnte den verbliebenen schwarzen Bauern mit dem Springer blockieren – Remis. Ein früheres Remis hätte zumindest noch die Ausrede zugelassen, dass es zwar gewonnen war, aber man das Spiel nicht unnötig in die Länge ziehen wollte. Die Strafe folgte auf dem Fuß! Tische tragen (und nach aktuellen Recherchen der Propagandabteilung… Rücken)! 😀

Trotz manchem persönlichem Gejammer kann man mit dem Verlauf und vor allem mit dem Ergebnis dieses Sonntags sehr zufrieden sein. Man hat eines der Topteams der Liga verhältnismäßig hoch mit 5,5:2,5 geschlagen. Zudem hat keiner der Lauffener Spieler an seinem Brett verloren und stand auch zu keinem Zeitpunkt des Mannschaftskampfs deutlich schlechter, so dass man sich erfolgreich für die 4,5:3,5 Niederlage im Auswärtsspiel in der Schlussrunde der letzten Saison revanchieren konnte. In der Tabelle hält man sich damit auf dem zweiten Rang. Durch das 4:4 Unentschieden von Willsbach sind die letzten Meisterschaftsträume zwar endgültig ausgeträumt, aber die Verteidigung des zweiten Rangs ist aus eigener Kraft in der letzten Runde möglich. Nur Biberach und Schwäbisch Hall können Lauffen noch von diesem Rang verdrängen. Biberach hat mit einem Mannschaftspunkt weniger und gleicher Brettpunktzahl (dank eines furiosen Siegs in dieser Runde) noch die besten Karten, so dass man im „Lokalderby“ gegen Meimsheim-Güglingen doch noch auf Gewinn spielen muss um die goldene Ananas gewinnen zu können! Bei einem Unentschieden oder einem Verlust, muss man auf Schützenhilfe von Neuenstadt hoffen. Schwäbisch Hall hat hierfür eher Außenseiterchancen und kann lediglich bei einer hohen Niederlage und einem eignen Sieg wieder vorbeiziehen.

ALSO: Noch ist die Saison nicht vorbei! Der Endspurt zum Saisonziel Vizemeister muss noch erfolgreich abgeschlossen werden!

UND: Gratulation zur vorzeigten Meisterschaft und einen sportlicher Gruß an den TSV Willsbach2! Ihr habt eine beeindruckende Saison gespielt!

 

Ein Gedanke zu „Ungezähmt! Ungebeugt! Ungebrochen!“

  1. Erfrischend (und z.T. frech und witzig) geschrieben! Weiter so!
    Wenn ich Flo’s Stellung aber noch richtig in Erinnerung habe, hat er sogar einen noch schnelleren Gewinn ausgelassen, aber das war wohl irgendwie auch egal … .

Kommentare sind geschlossen.