Und jährlich grüßt das Murmeltier,…

Bei der zentralen Abschlussrunde des Bezirks Unterland in Marbach am 06.04.2014 empfing die zweite Garnitur des SK Lauffen im vermeindlichen „Heimspiel“ den Lieblingsgegner Bad Rappenau. Hatte Lauffen in der Vergangenheit regelmäßig gegen die Badener gewonnen, empfing man den  Tabellenzweiten mit gemischten Gefühlen, da diese bis dato eine sehr starke und gefällige  Saisonleistung boten. Machen wir es kurz: Mit 5,5 : 2,5 setzte sich (wie eigentlich jedes Jahr) Lauffen vom Ergebnis her verdient und souverän durch. Wäre Bad Rappenau in den 9 Runden des Spielbetriebs 9-mal der Gegner, wären sehr gute Aufstiegschancen möglich. Das aber nur als Spaß am Rande. Mannschaftskapitän Hofmann hatte es dabei sehr eilig und sorgte mit einem klaren Start-Ziel Sieg durch die weißen Steine nach eineinhalb Stunden für einen Auftakt nach Maß. Im beschleunigten Drachen ging es ab dem 14. Zug volle Kanone in eine Richtung. Schwarz versäumte an Brett 4 das Gegenspiel und wurde überrollt. Mit 6 Punkten aus 8 Partien erzielte er ungeschlagen ein ordentliches bis sehr gutes Ergebnis in dieser Saison.

Nach dem schnellen 1-0 hatte Hofmann dadurch Zeit die Abschlussrunde würdig festzuhalten und darzustellen. Hier ist die Mannschaft konzentriert bei der Sache und zeigt ungebändigte Spielfreude. Mal mehr und mal weniger!

"Mal mehr!" (Links im Bild: vorne Kamm, Bertz, Bauer)
„Mal mehr!“ (Links im Bild: vorne Kamm, Bertz, Bauer)
"Mal weniger!" (rechts im Bild: vorne Lörincz, Samietz, Eberhardt, Bauer, Bertz)
„Mal weniger!“ (rechts im Bild: vorne Lörincz, Samietz, Eberhardt, Bauer, Bertz)

Weniger spielfreudig zeigte sich kurze Zeit darauf am heutigen Tag Eberhardt an Brett 6, ebenfalls mit den weißen Steinen. Bis zum 22. Zug war die Stellung verhältnismäßig ausgeglichen. Doch dann beendete, schon wie gegen Bad Wimpfen, ein einzügiger Bock die Partie sofort. Ein folgenschwerer Patzer. Anstatt die Dame abzutauschen um die Drohungen zu minimieren, flog der Turm durch eine schwere Unkonzentriertheit blanko aus dem Spiel. Norbert Eberhardt beendetet die Runde mit 4 Punkten aus 9 Partien und war zumindest ein Dauerbrenner in der Runde der keine Partie verpasste, was anerkennenswert ist.  Damit war mit dem 1-1 nach eineinhalb Stunden wieder alles drin für Bad Rappenau! Oder vielleicht auch nicht?

Uwe Bertz an Brett 2 legte für Lauffen los, wie die Feuerwehr. Bereits im 5. Zug knallte der Läufer als „Opfer“ auf f7 in die gegnerische Stellung, wurde jedoch nicht angenommen. Die Stellung war für schwarz vernichtend. Bertz trieb den schwarzen König über das Spielfeld mit Entwicklungsvorteil und ordentlich Tempo. Zu keinem Zeitpunkt war der Sieg im Sizilianer gefährdet und Lauffen führte nach 2 Stunden spielerisch verdient und konsequent mit 2-1 gegen den sympathischen Gegner aus Bad Rappenau. Auch ein psychologisch wichtiger Sieg für Uwe an Brett 3, der die komplette Runde mit 3 Punkten aus 7 Partien durchwachsen abschließt.

Florian Bauer behielt an Brett 5 die Übersicht und einigte sich  nach zwei Stunden in Hinblick auf die anderen Partien mit seinem Kontrahenten auf das einzige Unentschieden am heutigen Tag mit den schwarzen Steinen. Sein Gegenspieler lehnte das erste Remisangebot von Bauer im 12. Zug noch ab, dann fielen ihm vielleicht die letzten Partien gegen Bauer ein, die der Gegner allesamt verlor und er wollte doch noch etwas „Zählbares“ mit nach Hause nehmen. Bauer bleibt in dieser Saison ebenfalls ungeschlagen und rundet mit 6 Punkten aus 9 Partien eine tolle Saisonleistung ab. Auch er ist ein Dauerbrenner

Günter Kamm am Spitzenbrett versäumte mit den schwarzen Steinen durch eine Eröffnungsschwäche seines Gegners im 8. Zug eine gute Stellung mit druckvollem Spiel. Er wollte den Fehler zu schnell ausnutzen und unterschätzte den Zwischenzug Läufer d2 der den Spieß auf einmal in die andere Richtung drehte. Statt einer druckvollen Stellung für schwarz entwickelte sich ein hitziges Gefecht mit Doppelturmopfer und enormem Druck von weiß. Günter überzog die Stellung und musste nach drei Stunden die zweite Niederlage für Lauffen quittieren, was das Spiel wieder ausgeglichen vom Ergebnis für Bad Rappenau gestaltete. Mit 2,5 Punkten aus 7 Partien (darunter ein kampfloser Sieg) hat Günter dieses Jahr einen miserablen Score und ein Seuchenjahr zu verbuchen, das die spielerische Leistung kaum widerspiegelt. Aber wer Gewinnstellungen viermal in Folge nicht nutzt wird an Brett 1 in der Bezirksliga eben abgestraft. Nächste Saison kann das aber wieder ganz anders aussehen. Mund abputzen und weitermachen!

Mit 2,5 : 2,5 ging es in die heiße Schlussphase des Mannschaftskampfes. Peter Lörincz an Brett 8 (Partie liegt zum momentanen Zeitpunkt nicht vor) erspielte sich mit weiß ein positionelles Übergewicht  am Königsflügel. Da der Gegner kurz rochiert war, hielt er der Dauerbelagerung nicht stand und konnte das Matt nicht mehr verhindern. In dieser Stellung war klar, wer am längeren Hebel saß. Dazu kommt eine kurze Annekdote. Der Dortmunder Fussballer Marco Reus hatte nach einer 2:0 Führung für den VfB Stuttgart unlängst mit einem Dreierpack das Spiel zugunsten von Dortmund mit 2:3 gedreht und im Alleingang entschieden. Peter Lörincz spielte gegen Andreas Reuss junior und sorgte mit seinem Sieg dafür, dass Lauffen nicht noch den Sieg vergab und „weggereus(s)t“ wurde. 3,5 : 2,5 für Lauffen und der erste Big Point von Peter, der die Saison als eigentlicher Ersatzmann  mit 4 Punkten aus 7 Partien beendet. Eine gute Leistung von Peter, dem „Springer vom Dienst“.

Jannick Samietz (weißes T-Shirt) mit der zündenden Idee
Jannick Samietz (weißes T-Shirt) mit der zündenden Idee

Talent Jannick Samietz an Brett 7 bestätigte seine überragende Form gegen Andreas Reuss senior und schickte diesen gekonnt nach 4 Stunden mit einem Qualitätsopfer im 24. Zug und starkem taktischen Spiel in die badische Heimat. Mit 6 Punkten aus 8 Partien belegt er neben Mannschaftskapitän Hofmann einen herrausragenden 4. Platz im Gesamtscore der Liga. Gratulation für ein super Ergebnis im ersten Jahr Bezirksliga. Dadurch empfiehlt er sich zeitgleich für ein vorderes Brett in der zweiten Mannschaft.

Mit 4,5 : 2,5 war nach exakt vier Stunden der Drops gelutscht, der Fisch geputzt und der Mannschaftskampf entschieden.  Matchball von Jannick perfekt verwertet, in diesem Fall wurde Bad Rappenau „entreusst“. Bleibt natürlich noch eine Partie offen die hohen Unterhaltungswert hatte und erstauntes Raunen bei den Zuschauern verursachte. Protagonist war dabei kein Geringerer als Egon Schuster. Das Remis wurde „natürlich“ in dieser Partie nicht ausgesprochen. Egons Kampfeslust war geweckt und im Hinblick auf die Endtabelle und Möglichkeiten zum weiteren Aufstieg in der Tabelle durch mehr erspielte Brettpunkte (Egon hatte sich die Tabellensituation auf einem kleinen Handzettel vermerkt und beobachte auch fleißig das Geschehen der anderen Mannschaften) war sein Ehrgeiz.kaum zu bremsen. Wir lassen dabei mal (vorerst) außer Acht, das die Stellung von Egon an Brett 3 mit schwarz nach 20 Zügen nicht unbedingt besser, als die des Gegners war und beide schon nach 20 Zügen in prekärer Zeitnot waren. Aber Egons Handzettel verbot ein Remis und da der Mannschaftskampf entschieden war, war der Handzettel ab sofort Gesetz.

Im 15. Zug anstelle des passiven Qe8, hätte vielleicht die Stellung im Zentrum von weiß mit e5 aufgerissen werden können, da der Damenflügel völlig unterentwickelt blieb. In meinen Augen versäumte schwarz etwas das Gegenspiel, was sich bis zum 24. Zug nicht weiter auswirkte. Doch dann kam es wie es kommen musste. Knallhart! Springeropfer auf d5, was ich persönlich nicht so recht verstand, aber naja, man muss nicht alles verstehen. Die Zeitnot tat ihr übriges. Mit Minusfigur für Egon, dafür  2 Bauern mehr, hatten beide Spieler nach 30 gespielten Zügen nur noch jeweils 2 Minuten auf der Uhr und jetzt gings ans Eingemachte. Im 37. Zug entschied dann ein Patzer in Zeitnot die Partie. Egon gewann einzügig seine Figur zurück und blieb trotz ungleichfarbigen Läufern mit zwei verbundenen Mehrbauern im Zentrum zurück, jetzt galt es nur noch die 40 Züge in der regulären Zeit zu überstehen. Das schafften beide Spieler, obwohl Egon seelenruhig weiter seine Züge notierte als hätte er alle Zeit der Welt. Nix für schwache Nerven. Danach kegelte Egon den Sieg ganz locker nach Hause und beförderte Lauffen katapultartig in der Abschlusstabelle auf Rang 4. „Zettel-Egon“ hatte zugeschlagen und sorgte mit 3,5 Punkten aus 9 Partien für sich selbst und den SK Lauffen für ein versöhnliches Saisonende. An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank von meiner Seite an alle Spieler, die für die 2. Mannschaft im Einsatz waren. Ich habe mich sehr darüber gefreut und es hat unheimlich Spass  mit euch gemacht.

"Zettel-Egon" spielt Lauffen auf Platz 4
„Zettel-Egon“ spielt Lauffen auf Platz 4 (rechts im Bild)

Zu guter letzt geht ein herzlicher Dank an die Schachfreunde aus Marbach für die Organisation der Veranstaltung, in der Heilbronn designierter Landesligameister geworden ist und den Aufstieg in die Verbandsliga geschafft hat. Glückwunsch von Lauffener Seite.

Der  "neue" Landesligameister Heilbronn (links im Bild)
Der „neue“ Landesligameister Heilbronn (links im Bild)

In der Bezirksliga Ludwigsburg bahnte sich die „kleine“ Überraschung an. Tabellenführer SV Besigheim wurde am letzten Spieltag durch eine 3,5 : 4,5 Niederlage noch von der Tabellenspitze verdrängt und musste Erdmannhausen II den Vortritt in die Landesliga lassen. Auf der einen Seite Glückwunsch an die Erdmänner, auf der anderen Seite bitter für den SV Besigheim. Ein halber Brettpunkt mehr hätte einen Stichkampf um den Aufstieg in die Landesliga bedeutet. Schade, trotzdem Kopf hoch und weiterhin viel Erfolg.

Da schien die Welt für die "unglücklichen" Besigheimer noch in Ordnung (links im Bild)
Da schien die Welt für die „unglücklichen“ Besigheimer noch in Ordnung (links im Bild)

Was von organisatorischer Seite etwas schlechter war als zum Vorjahr in Ottmersheim, waren die Preise der Speisen und Getränke im Verhältnis zu ihren Proportionen, ihrem Umfang und Inhalt. Das Motto „weniger ist mehr und dementsprechend teurer!“ sollte das nächste mal nicht so ausfallen und von der Organisation berücksichtigt werden. Ansonsten war es im Großen und Ganzen in Ordnung.
Schlußrunde LL, BL in Marbach 6.4.2014 Bild 01