Nicht ganz so stark besetzt wie letztes Jahr war das diesjährige (7.) Friedrichshaller Schnellturnier, aber immerhin war mit GM Vladimir Epishin der Titelverteidiger des Vorjahres anwesend, als auch IM Klaus Klundt und einige weitere übliche lokale Verdächtige wie Thilo Kabisch und Klaus Weber. Die größte Gruppe der 22 Teilnehmer stellte Lauffen mit mir, Thomas Heinl und Heerd, Holger und Kafi. So verwundert es weiter kaum, daß es zum einen oder anderen vereinsinternen Duell kam (ich durfte sogar gegen alle anderen antreten!). In der 1. Runde traf ich denn auch sogleich auf Kafi, der mir aber keine übergroßen Probleme zu stellen vermochte und den ich sicher besiegen konnte.
Kafi in Action, unten in der Schlußrunde gegen Thomas Mädler (Neckarsulm)
Nicht wirklich schwieriger wurde es in Runde 2 im Vereinsduell Nr. 2 gegen Thomas Heerd:
Schwarz stand hier bereits auf Verlust, aber nach 22. … c5? 23.Td7: Lc6? (aber auch 23. … Sd7: 24.Dd7: Db2: 25.Lc4 war klar verloren) 24.Td6! ging es vollends auf die Verliererstraße, und trotz verzweifelter Gegenwehr ging die Partie am Ende an mich. In Runde 3 kam ich gegen Klaus Weber, gegen den ich in einer weniger interessanten Partie verschiedentlich positionell klar auf Gewinn stand, dies aber nicht in einen vollen Punkt umzumünzen verstand und mich daher mit einem Remis zufrieden geben mußte.
Thomas Heerd – Klaus Weber aus Runde 4 (1:0)
In Runde 4 gab es dann einen recht entspannten Sieg den Thomas Mädler aus Neckarsulm:
Es folgte 24.Lf5 1:0
Zudem traf Thomas Heinl am Spitzenbrett auf Epishin – hier 2 Aufnahmen aus diesem Kampf zweier Schwergewichte:
Epishin (Weiß) am Zug: „Hmm, der Springer auf c7 hängt, aber mein Läufer auf f4 auch! Besser, ich ziehe ihn nach e3 zurück!“ Darauf der Gedankengang von Thomas: „Oh, Le3 greift meinen Springer auf c5 an, den ziehe ich lieber mal weg, am besten nach d7, da gehört er sowieso hin!“ Aber Thomas, da hängt doch noch der Springer auf c7, oder etwar nicht!?
Wie man an dem etwas unglücklichen Gesichtsausdruck von Thomas‘ sehen kann, hing er wohl tatsächlich … .
Nach 4 Runden war Mittagspause, und gestärkt dank Steak und Krautsalat, ging es dann in d a s erneut (wie bereits im Vorjahr!) entscheidende Duell dieses Turniers – ich (dieses Mal mit Weiß) gegen den gesundheitlich angeschlagenen GM Epishin (muß nach eigenen Angaben Antibiotika nehmen) … . Hätte ich bereits letztes Jahr gegen ihn gewinnen müssen, so brachte ich es dieses Jahr wohl noch eine Nummer härter:
Stellung nach 16.g5!?
Mit seinem letzten Zug hat Weiß Schwarz eine heimtückische Falle gestellt, wie mir nach Ausführung meines Zuges auffiel … . Und tatsächlich! Schwarz schluckte mit 16. … Se4:?? den vergifteten Zufallsköder, um sich nach 17.Sh6+! gh6: 18.Se4: in einer verlorenen Stellung wiederzufinden,
welche er mit 18. … Sc5? in eine eigentlich völlig aussichtslose Stellung verwandelte, zumal Weiß mit 19.Sf6+ Kh8 20.Dc2 e4 (Box ;-)) 21.Dc3 De7 (Sa4 22.Dd4 +-)
und hier 22.Sd7+ (andere Züge sind schwächer) Kg8 zunächst auch die stärksten Züge fand! Leider verbrauchte ich hier nun einiges an Zeit, ohne eine der vorhandenen „Totschlagfortsetzungen“ zu finden, und wiederholte daher die Züge und willigte ins Remis ein – schade um die verpaßte Chance (zur Analyse)! Damit blieb Epishin 0,5 Punkte in Front.
In Runde 6 kam es zum nächsten lauffener Vereinsduell gegen Thomas Heinl, der schnell auf die Verliererstraße geriet und nie eine wirkliche Chance hatte:
Schwarz hatte bereits vorher nicht ganz optimal gespielt, hier aber fand ich mit 20. … Sa4! den richtigen „Büchsenöffner“ (21.ba4: b3 mit durchschlagendem Angriff), und konnte wenig später zur Vollstreckung schreiten:
26. …Sb3:+ 0:1 (27.ab3: Tb5)
In Runde 7 kam es zum letzten möglichen Vereinsduell gegen Holger, in welchem es im wesentlichen einen entscheidenden Moment gab, in welchem ich den sofortigen Gewinn aufgrund einer geradezu absurden Überlegung verpaßte:
Hier hatte ich soeben mit 26.Tfd1! den richtigen Turm in die d-Linie beordert (26. Tad1? hätte Schwarz die „zufällige“ taktische Möglichkeit Sb5:! eröffnet (aufgrund des dann ungedeckten Läufers auf a3), worauf Schwarz wie von mir erwartet mit 26. … Sf7?? antwortete, woraufhin ich auf 27.Df7:! verzichtete, weil Schwarz dann mit Dd1:+ mit Schach auf d1 schlagen kann (im Gegensatz zu 26.Tad1, wonach dies nicht ginge), und so das weiße Zwischenschlagen auf g7 verhindern könnte – was ja aber völlig überflüssig wäre, da die Dame ja auf f7 vom Läufer auf c4 gedeckt wird und Weiß auf diese Art einfach eine ganze Figur und damit natürlich auch die Partie sicher hätte gewinnen können! Sehr viel Glück auch für Holger! Da Epishin gegen Klundt in der Runde zuvor Remis gespielt hatte, fiel ich wieder um einen halben Punkt hinter ihm zurück.
In Runde 8 kam ich gegen den Heilbronner Nachwuchsspieler Enis Zuferi, gegen den ich eine hervorragende Stellung erreichte:
Stellung nach 28.c4?
Hier wurde ich erneut das Opfer einer Halluzination – ich sah nach 1-2 Sekunden den zu großem Vorteil führenden Zug 28. … d5!, verbrauchte aber ca. 5 min bis zur Ausführung und hatte am Ende nur noch ca. 1 min 30, da ich einfach nicht wahrnahm, daß 29.cd: ?? schlicht an Db7: scheitert, da der Turm natürlich nicht gedeckt ist! Und mein Gegner begann sich schon zu wundern, warum ich d5! nicht sofort zog … . Glücklicherweise brachte ich ihn wohl etwas aus dem Tritt, sodaß er nach dem erzwungenen 29.Db1 Df6
mit 30.cd:?? böse danebengriff (Df3:+ kostete den Springer), und ich ihn trotz der sehr geringen Restbedenkzeit noch recht komfortabel besiegen konnte:
41. … Dh1+ 42.Kf2 Dh2: 43.Kf3 Dc2: 0:1
Vor der Schlußrunde war ich somit weiterhin einen halben Punkt hinter Epishin (die Buchholzwertung war identisch). Hier traf ich nun auf IM Klaus Klundt, und konnte erfreulich schnell erfolgreich vorlegen:
Hier hoffte ich zur „Abwehr“ der Drohung Sf5 auf 15. … Df8??, was ja nach 16.Sg6 zum Damenverlust geführt hätte – er tat mir zwar nicht d i e s e n Gefallen, aber 15. … Tad8?? war letztlich genauso entgegenkommend, da der Turm ja der Dame das Fluchtfeld d8 wegnimmt und Schwarz nach 16.Sg6 sofort aufgeben mußte.
Somit hing am Ende alles an Thomas Heerd, der mich mit einem Sieg gegen Epishin noch zum Turniersieger machen konnte, evtl. würde auch ein Unentschieden aufgrund der gleichen Buchholzwertung ja noch reichen!?
Daneben kam es zu einem weiteren vereininternen „Gipfeltreffen“:
Scherer – Heinl (1:0)
Ich ging ins Freie und analysierte mit Klundt noch ein wenig unsere Partie, und als ich wieder zurückkam, sah ich folgende Stellung (Gedächtnisprotokoll – evtl. stand der weiße König nicht auf f2, was nicht unwichtig wäre!):
Thomas zog hier korrekt c7, was Epishin – trotz ca. 5 min Restbedenkzeit – mit h4?? beantworte (a6! hätte – so es denn wirklich so stand – das remis gesichert, da dann Se4?? ja an Se4:+ (mit Schach!) gescheitert wäre. Nach dem korrekten Sb5! Sc8 d6 h4 d7 „rettete“ Epishin seinen Springer, aber Thomas holte sich natürlich mit d8/D eine Dame und stand völlig auf Gewinn, und hatte somit die Chance, mich zum Turniersieger zu machen! Leider hatte er hier nur noch 14 Sekunden auf der Uhr … . Und es kam, wie es kommen mußte: er zeigte leider eine schreckliche Verwertungstechnik, und verlor sogar noch durch Zeitüberschreitung und verpaßte den 3. Platz!
Und so gewann (sorry, irgendwie voll unverdient!) erneut GM Epishin das Turnier und somit den 1. Preis und den (seufz) richtig schönen Pokal (der hätte sich in meiner Schrankwand sicher ausgezeichnet gemacht …)!
Immerhin hatte Epishin am Ende einen halben Buchholzpunkt mehr als ich, sodaß es wenigstens nicht ganz so bitter war, daß Thomas nicht noch wenigstens das Remis geschafft hatte.
Resümierend kann man sagen, daß das Turnier einige verblüffende Übereinstimmungen zum letztjährigen aufweist: ich habe erneut das eigentlich zwingende „Fischerergebnis“ (also 9/9) verpaßt und wieder 7,5/9 erzielt (immerhin diesesmal ohne Niederlage), weshalb Epishin erneut gewann (wenn auch mit einem halben Punkt weniger).
Hervorzuheben ist die wie immer sehr angenehme, familiäre Atmosphäre – hoffentlich gibt es diesen Verein und dieses Turnier noch lange!
Der Endstand:
1. GM Vladimir Epishin (8/9)
2. FM Gunnar Schnepp (7,5/9)
3. Thilo Kabisch (6/9)
4. Thomas Heinl (5,5/9 – Buchholz 52,0)
5. Holger Scherer (5,5/9 – Buchholz 50,0)
6. Thomas Heerd (5,5/9 – Buchholz 45,5)
…
18. Karl-Friedrich Nieke (3,5/9)
Noch einige weitere Impressionen:
Aus Runde 1 …
… die Spitzenbretter …
… und etwas weiter hinten …
… und von der anderen Seite …
Aus Runde 4 …
… Scherer – Klundt (0:1)
Scherer – Mädler (6. Runde, 1:0)
Starker Auftritt von SK Lauffen!
Bericht wie immer Zeitnah, Unterhaltsam und Informativ.
Vielen Dank!